Südtirol (fast ganz) oben
Schon
unsere Anfahrt zu diesem Südtirolbesuch war grandios: Wir fuhren über den
Jaufenpass, von Sterzing aus hinauf, dann hinunter ins hintere Passeiertal und
wieder hinauf ins Pfelderer Tal, fast ganz in den Talschluss. Dort lag unser
Quartier für ein paar Wanderungen.
Das vom Pfelderer Bach durchflossene Pfelderer Tal (italienisch Val di
Plan) ist ein Seitental des Passeiertals im Südtiroler Teil der Ötztaler
Alpen und zweigt bei Moos nach Südwesten ab. Das ganze Tal ist ab Moos bis zum
Eisjöchl rund 13 Kilometer lang, wobei der Name Eisjöchl sich nicht selbst
erklärt. Es bildet schließlich im Sommer einen eisfreien Übergang ins
Pfossental, das wiederum ein Seitental des Schnalstals ist. Das Tal ist bis auf
den größten Teil des Talgrunds Teil des Naturparks Texelgruppe.
Passenderweise durfte ich auch die Begleitung des
früheren Naturparkführers Gernot genießen, der sich insbesondere mit
Steinadlern, Bartgeiern etc. auskennt. Das versprach interessant zu werden.
Eine Kostprobe seines Wissens gab er mir zum Beispiel, als er mich auf einer
Autofahrt durch sein Spektiv auf einen Steinadlerhorst blicken ließ, in dem das
Muttertier ruhig auf seinen Nachwuchs aufpasste.
Sogar mit Strandleben: hinauf
zum Seebersee
Diese naturkundliche und historische Wanderung schien
schon im Vorfeld interessant zu werden, denn in diesem Gebiet gibt es
zahlreiche Tier- und viele Falterarten wie beispielsweise der endemische
Alpen-Apollofalter, dazu viel Interessantes zu Mineralien, keltischen
Rastplätzen und frühen Alpenvereinshütten. Die passende wissende Begleitung
hatte ich ja.
Der Ausgangspunkt ist gut auf der Timmelsjochstraße zu
erreichen. Vom Parkplatz der Oberglanegg-Alm wanderten wir zunächst zu dieser
Alm, dann rechts von ihr weiter, immer ansteigend, hinein ins Seebertal. Gernot
wusste die Tour auch gleich interessant zu gestalten, denn er zeigte mir den
ersten seltenen Falter, danach das Fleisch fressende Alpen-Fettkraut, das so
harmlos aussieht wie ein Vergissmeinnicht, aber es trotzdem in sich hat.
Schließlich löst es Kleininsekten mit einer Flüssigkeit auf und ernährt sich
von ihnen. Das ersetzt einen nährstoffreichen Untergrund, den es hier in den
Bergen nicht so richtig hat.
Natur, Geschichte und Knödel
Danach ging es mit auf und ab auf einem schönen Steig
weiter. Wir konnten immer die Aussicht ins Tal genießen, später auch auf den
Seebersee. Ihr erreichten wir nach einem sumpfigen Stück, das wir umgehen
konnten. Danach ließen wir uns eine Seeumrundung nicht nehmen. Dabei fand
Gernot nicht nur eine seltene Uhufeder, sondern erzählte mir von der Geologie
und der Flora – Gneis, der auch Granate beinhaltete, die Rostrote Alpenrose,
die eben auf solchem Gestein wächst – das erinnerte mich doch sehr an die Kärntner
Nockberge – und wusste auch was zur Geschichte. Nämlich zu der Essener Hütte des
DAV, die im Rahmen der Südtiroler Unruhen in den 1960er Jahren gesprengt wurde,
um den Carabinieri keinen Unterschlupf zu finden, und von einem viele
Jahrtausende alten Siedlungs- oder Lagerplatz – idyllisch direkt am See
gelegen.

Apropos See: Strand- und Lagofeeling kam auf, denn der
oder die eine oder andere Wanderer*in ließ es sich am Ufer in Badekleidung gut
gehen oder hüpfte neben einem ruhig dastehenden Angler ins Wasser. Ein
Familiensee sozusagen, war ja schließlich auch in einer familiengerechten
Wanderung zu erreichen. Nachdem auf dem Rückweg noch eine junge Kreuzotter über
den Weg schlängelte und auch ein großer Grasfrosch in Sicherheit hüpfte, lockte
eine Einkehr in der Oberglanegg-Alm. Bereits vor der Alm konnte man die
schneebedeckte Bergkette auf der anderen Seite bewundern: die Stubaier!
Auf der
Alm lockte eine typische Speisekarte. Ich blieb wie immer bei den Knödeln
hängen, und bei meiner alljährlichen Südtiroler Knödel-Challenge nehmen die
Brennesselknödel von hier sicher einen der oberen Plätze ein.
Ein Museum der besonderen Art
Den Abschluss unserer Tour bildete die
Rückfahrt durch das Passeiertal, wobei am Schluss in Moos noch das Bunker Mooseum
des MuseumHinterPasseier lockte. Es residiert in einer Bunkeranlage aus den
1940er Jahren. Er entstand, als das italienische Militär neben anderen
Sperranlagen im Passeiertal auch die Sperrgruppe "Opera 3 – Sbarramento di
Moso" errichtete. Die Verteidigungsanlage war Teil des
sogenannten Alpenwalls, der ein
Eindringen deutscher Truppen vom Timmelsjoch her verhindern sollte. Bei den
Grabungen zur Museumsgründung fand man eine Gletschermühle, Keramikfragmente
und mehrere Feuerstellen; die Fundstelle mit dem archäologischen Bereich ist
heute noch im Felsstollen zu sehen. Außerdem gibt es Ausstellungsbereiche zum
Naturpark Texelgruppe, zur Siedlungs- und Zeitgeschichte der Region, sowie das
Bunkererlebnis selbst. Foto: © MuseumHinterPasseier
In dem schon von weitem erkennbaren gläsernen Turm des
Museums befindet sich die Infostelle des Naturparks Texelgruppe und des Bergwerks Schneeberg, das höchste
Bergwerk Europas auf 2355
Meter Höhe, und im felsigen Gehege oberhalb des Bunkers leben Steinböcke und in
einer Voliere ein Steinhühnerpaar. Zu dem Gesamtmuseum gehört noch die
Ausstellung „Timmel Transit –
Timmelsjoch Erfahrung“ und das Stieber
Mooseum an der Passer, Dort findet man auch den gewaltigen Stieber Fall: Hier
stürzt der Pfelderer Bach mit gewaltigem Tosen und Donnern in die Passer.
Über ein Steinlabyrinth zum
Panoramaweg
Gernot wusste noch einen weiteren herrlichen Weg, und
zwar direkt um Pfelders: den Panoramaweg. Zu ihm fuhren wir kräfteschonend mit
der Umlaufbahn hinauf. Panorama hatten wir ja schon bei der Fahrt, aber was
dann kam, war ein absolutes Highlight: das Steinlabyrinth. Das zu umgehen wäre
eine Sünde vor der Schönheit der Natur. Und so wanderten wir mit auf und ab
durch ein Bergsturzgebiet mit mächtigen Felsbrocken, riesigen Zirben und
begleitet vom Zirpen des Tannenhähers. Dieser sollte nach Gernots Meinung eher
Zirbenhäher heißen, weil er von den Erzeugnissen dieses Baumes lebt.




Panorama gab es hier natürlich auch, am schönsten von den
extra geschaffenen Aussichtskanzeln. Schön zu sehen war immer die Hohe Wilde
und der Seelenkogel, die beiden höchsten Gipfel dieses Gebiets. Beide bilden
mit dem rechts und links weiterführenden Gipfelkamm die Grenze zu Österreich
und beide gehören zu den Ötztaler Alpen, davor, also auch auf dieser Wanderung,
bewegten wir uns im Naturpark Texelgruppe. Bald hatten wir den höchsten Punkt
dieser herrlichen Tour erreicht, dann ging es durch einen prächtigen Zirbenwald
nur noch abwärts.

Wir erreichten die Faltschnalalm, unsere erste
Einkehrmöglichkeit, danach wanderten wir, begleitet von verschiedenen
Wasserläufen, zum Lazinshof. Er ist die älteste Siedlung des Tals und heute mit
dem alten Gebäude, den zahlreichen Erinnerungsstücken an frühere Bauernarbeit
und der kleinen Kapelle ein Traumziel. Es folgten die üblichen, für mich unvermeidlichen
Knödel, ein erfrischender Hollersaft und eine gemütliche Rückkehr mit leichtem
Bergab entlang des laut tosenden Pfelderer Baches. Und am nächsten Morgen der
Abschied von diesem wunderbaren Wandergebiet. Es gäbe aber noch viel „zu tun“
hier, flüsterte mir die Wanderkarte dabei heimlich zu.
Dieter Buck
Infos
Tourismusverein Passeiertal
www.merano-suedtirol.it/de/passeiertal.html
info@passeiertal.it
Unterkunft:
www.zeppichl.com
Mooseum:
www.museumhinterpasseier.it
Videos zu den Touren:
Zur Wanderung Seebersee:
https://www.peer.tv/de/video/rundwanderung-zum-seebersee?pk_campaign=player
Zum Panoramaweg Pfelders:
https://www.peer.tv/de/video/panoramaweg-in-pfelders
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Dieter Buck
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