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Bergwandern im Fürstentum
Liechtenstein – klein, aber
mit vielen Möglichkeiten
Wer als Bergfreund an Liechtenstein denkt,
dem fallen vielleicht zuerst die „Drei Schwestern“ ein, die man auf dem
Fürstensteig begeht. Aber das kleine Fürstentum, der kleinste Staat im deutschen
Sprachraum und der letzte der 300 Staaten des einstige Heiligen Römischen
Reiches, hat noch viel mehr zu bieten.
Die Palette reicht
von weiteren Möglichkeiten, sich hoch oben zwischen Felsen zu bewegen über
Touren im mittleren Bereich oder Wanderungen im Almgebiet bis hin zu vielen
familien- und kindgerechten einfachen und kleineren Touren in der Höhe oder im
Tal. Das wollten wir uns einmal ansehen.
… war die passende
Begrüßung für unseren Besuch in dem kleinen Ländle zwischen der Schweiz und
Österreich, südlich des Bodensees, und für uns hier auch eher in der
Nachbarschaft gelegen. Wobei „Hoi“ das Äquivalent zum schweizerischen Gruezi
ist. Nur ist dieses, wie ich hörte, eher dem „Grüß Sie“ zuzuordnen, das Hoi
aber dem Duzen. Wobei das Duzen in dem kleinen 41 000-Einwohner-Staat, in dem
sich fast alle kennen, auch der übliche Umgangston zu sein scheint. Entspannt
sein und Freundlichkeit ist überhaupt ein Kennzeichen der Menschen hier war
mein Eindruck.
Viel los im Fürstentum
160
Quadratkilometern groß ist das Fürstentum. Die liechtensteinische
Landesgrenze ist 76 Kilometer lang und wird etwa je zur Hälfte mit der Schweiz
und mit Österreich geteilt, Die höchste Erhebung, der Grauspitz, misst 2599
Meter. So klein das Land, so vielseitig sind seine Möglichkeiten. Das
Fürstentum Liechtenstein hat sowohl für Naturliebhaber
wie auch Kunstinteressierte
wahre Schätze zu bieten. Rund 400
Kilometer Wanderwege, herrliche
Radstrecken, verschiedenste Museen
und kulinarische Highlights
sprechen für sich.
Im Walserdorf
Während unserer
Liechtenstein-Tage lebten wir hoch über dem Rheintal in Triesenberg, einer der
elf Liechtensteinischen Gemeinden. Es wurde von den Walsern geprägt wurde, die
hier im 13. Jahrhundert aus dem Wallis einwanderten. Hier hat sich ein ganz
eigenständiger Dialekt, anders als im übrigen Land, erhalten, der auf die
Walsersprache zurückgeht. Auch in den Nachbargemeinden hat man
Schwierigkeiten,
die Triesenberger zu verstehen, wenn sie sich untereinander unterhalten. Diffus
könnte man das bezeichnen, passend zu der Aussage des Musikers Smudo aus der
bekannten deutschen Musikgruppe der „Fantastischen Vier“: Als er in einem
Interview erklärte, warum er und seine Gruppe ihre Aufnahmen lieber hier als in
den Abbey Roads Studios in London machen würden, sagte er – positiv gemeint –
über Liechtenstein, dass das Land ein „diffuser Begriff“ wäre.
Auf dem WalserSagenWeg
Aber genug der
Vorworte, das Ländchen wollte erkundet werden, was wir auf verschiedenen
Wanderungen versuchten. Zuerst standen natürlich die Walser auf dem Programm.
Da uns unser erster Tag dichten Nebel beschwerte, besuchten wir zuerst einmal
das Walsermuseum, das einen hervorragenden Einblick in die Geschichte und
Kultur dieser Volksgruppe bot. Als Besonderheit steht nahe des Zentrums noch
ein altehrwürdiges Walserhaus aus von der Sonne schwarz verbranntem Holz – und
die Dorfkirche wurde 1939/1940 von dem Stuttgarter Architekten Otto Albert
Linder erbaut. Wie klein die Welt doch ist!

Danach stand eine
Wanderung auf dem WalserSagenWeg auf dem Programm. Er beginnt mitten im Ort am
Museum und führte mit einem kräftigen auf und später wieder ab hoch über dem
Rheintal durch Weideflächen und Wiesen mit kleinen Heuhütten und prächtiger
Aussicht und Waldstücke. Zum Teil auf befestigten Wegen, ansonsten aber auf
wunderbaren und aussichtsreichen Naturwegen. Er ist in mehrere Teile
aufgegliedert, die zum Teil auch kinderwagengeeignet sind.
Wenn man nicht die
ganze Strecke abwandern will, nimmt man für die An- und Abfahrten zu den einzelnen
Teilen den Bus. Die Geschichte und die Sagen der Gegend werden in zwanzig
Stationen auf zahlreichen Tafeln beschrieben und mit lebensgroßen Figuren
verdeutlicht, sodass man hinterher gut Bescheid über die Vergangenheit weiß.
Für Kinder gibt es zudem Spielplätze und Spielgeräte.
Im Walsermuseum von Triesenberg
Wie herzig: Wandern auf dem
Alpherzweg
Wenn es schon einen
Weg gibt, der durch die schönste Bergwelt mit dem Zeichen der Liebe, dem Herz,
führt, drängt es ja direkt, ihn sich anzuschauen.
Was wir uns nicht entgehen
ließen. Wir kombinierten diesen kurzen Weg jedoch mit dem Panoramaweg Malbun,
sodass wir gleichzeitig noch eine bessere Aussicht als „nur“ vom ohnehin
aussichtsreichen Alpherzweg hatten. Bei ihm kommt man unterwegs an zehn
interaktiven und informativen Stationen mit Themen zu Natur, Wald, Alpenwelt
und Alpprodukten vorbei. An den Stationen kann man mit Alpherzen – die so nur
in Liechtenstein gebräuchlich sind – Stempel sammeln und sich dafür in Malbun
eine Überraschung abholen. Da wir aber den Alpherzweg nur zum Teil abwandern,
mussten wir auf diese Belohnung verzichten. Auch der Schaukelweg beginnt beim
Panoramaweg und verläuft teilweise auf derselben Strecke. Bei ihm gibt es für
Jung und Alt generationenübergreifende Schaukeln der verschiedensten
Schwierigkeitsgrade.
Panorama, Panorama und Herzen
800 Meter in der
Länge, 380 Meter in der Höhe, waren meine Glückszahlen an diesem Tag, denn dies
waren die Entfernungsdaten des Sareis-Sesselliftes in Malbun, der mich
gemütlich nach oben schaukelte – nachdem ich zum Glück noch einen der letzten
Parkplätze gefunden hatte. Schließlich war nicht nur Sonntag und Urlaubszeit,
sondern auch noch einer der ersten schönen Tage nach einer
Schlechtwetterperiode.

Oben wurde ich
empfangen von einer prächtigen Gebirgsumgebung mit Felsen, Wäldern, grünen
Matten und natürlich einem weiten Blick auf die Bergwelt Liechtensteins, der
Schweiz und Österreichs. Zuerst empfiehlt es sich, neben dem Bergrestaurant
noch kurz etwas weiter hinauf auf eine Aussichtsplattform zu steigen. Sie war
eine der Superklasse – die Touristiker schreiben ihr zu Recht „ein grandioses
Panorama auf einer der schönsten Sonnenterrassen Liechtensteins“ zu. Auf einer
großen Tafel sind auf diesem kleinen Gipfel alle großen Gipfel erklärt, die man
sehen kann. Wer eine Gipfelapp auf dem Handy hat, kann sich längere Zeit damit
befassen. Mir sind von den vielen markanten Gipfel im Rund, die ich kenne, noch
der an seiner mächtigen Antenne erkenntliche Säntis, Tödi und die Drei
Schwestern im Kopf.
Jedenfalls stand
ich auf einem kleinen Plätzchen auf dem Gipfel da und staunte mit fast offenem
Mund die Berge an. Plötzlich geschäftiges Treiben zu meiner Rechten – und zu
meiner Überraschung packte neben mir jemand sein Alpenhorn aus und fing an,
gegen die Felswand zu blasen. Ein Meistermusiker war es zwar nicht, aber
zusammen mit dem Echo war es doch ein schönes Erlebnis. Schöner konnte
eigentlich eine Bergwanderung nicht beginnen.

Danach ging ich
wieder hinab und folgte den breiten Weg nach links. Kurz darauf zweigte nach
links der Fürstin-Gina-Weg ab, ein anderes Thema aber. Danach ging es aber nur
noch bergab und bergab – und warum dieser Weg Panoramaweg heißt, braucht sich
der Wanderer nicht mehr zu fragen. Unterhalb der gipfelkreuzgekrönten Berge
Spitz und Augstenberg – über die auch der Fürstin-Gina-Weg verläuft – ging es
nun auf Malbun zu. Als Zeichen des endenden Sommers waren zahlreiche
Silberdisteln und Fransenenziane zu sehen, und sogar ein winzig kleiner
Deutscher Enzian reckte schon frech seine Blütenköpfchen aus der Erde. Auch die
Vogelbeerbäume zeigten schon ihre leuchtend orangefarbenen Beeren.
Nach einiger Zeit
wies uns ein Schild nach links in Richtung „Malbun Panoramaweg Alpherzweg“. Nun
hatten wir den herzigen Weg also erreicht. Anstatt auf einem breiten
Wirtschaftsweg ging es nun auf einem schmalen Steig, immer noch mit der
genannten Blumenbegleitung, am Hang entlang durch die Wiesen.
Der Weg führt uns
zum Talschluss, wo kleine und große Interessierte wieder eine Schaukel fanden.
Der Alpherzweg führte auf der anderen Seite eines breiten Güterweges – den man
als Abkürzung zum Ausgangspunkt nutzen konnte – weiter. Er zog dann eine Weile
sanft bergauf, bis er nach rechts abknickte und uns zurück ins Zentrum von
Malbun brachte.
Quer durchs Land oder wandern
ohne Ende
Über 400 Kilometer
ausgeschilderte Wanderwege gibt es im Fürstentum, da findet wohl jeder etwas.
Ein Highlight darunter ist die „Route 66“, der 48 Kilometer lange
Liechtensteiner Panoramaweg. Dieser – allerdings anspruchsvolle –
Höhenklassiker führt in drei oder vier Tagen von Malbun im Süden nach Ruggell
im Norden. Ein Weg wie aus dem Bilderbuch: wild, fast unberührt, mit
Streckenabschnitten jeglichen Schwierigkeitsgrades und immer wieder mit
herrlichen Aussichten.
Erwähnt habe ich
den Fürstin-Gina-Weg. Dieser nach der 1989 verstorbenen Fürstin Gina von und zu
Liechtenstein benannte und teilweise seilgesicherte Weg verläuft auf dem Grat
zwischen dem Malbuntal und dem Nenzinger Himmel zum Gipfelkreuz auf dem
Augstenberg und zur Pfälzer Hütte auf dem Bettlerjoch. Unterwegs wird man mit
atemberaubenden Ausblicken verwöhnt. Konditionsstark, trittsicher und
schwindelfrei sollte man für die fünf-Stunden-Tour (11,9 km) mit knapp 900
Höhenmetern aber schon sein.
Etwas Besonderes
ist der Liechtenstein-Weg, der quer durch das Ländle zieht und alle elf
Gemeinden berührt. Wilde Gebirgsstrecken wechseln sich dabei ab mit eher
lieblichen Abschnitten. Durch die guten Busverbindungen ist es möglich, ihn
sukzessive in mehreren Abschnitten zu begehen. Eine zum Beispiel kann von Triesenberg
aus unternommen werden und führt als schöne Tageswanderung nach Balzers.

Auf 75 Kilometern
(und 85 km auf der E-Bike-Variante) führt die landschaftlich reizvolle Strecke
durch alle elf Gemeinden des Landes. Von Süden nach Norden geht es entlang beschaulicher
Weinberge, durch Naturschutzgebiete, zu alten
Dorfkernen, vorbei an idyllischen Hofläden und geschichtsträchtigen Stätten. Wer es genau wissen möchte, lädt
sich die Llstory App herunter
und erfährt so auf seiner Wanderung viel Interessantes rund um die Geschichte
und Kultur des Fürstentums. Selbst Einblicke in sonst verborgene Innenräumen –
wie zum Beispiel in das fürstliche Schloss Vaduz – macht die App möglich. Und
ein Tipp: Der Liechtenstein-Weg lässt sich auf einer etwas angepassten und
längeren Route auch mit dem E-Bike
in zwei bis drei Etappen erfahren.
Sein Startpunkt befindet sich in der südlichsten Gemeinde – in Balzers, wohin man mit dem Bus gelangt.
Hier lohnt sich ein Abstecher zur Burg
Gutenberg, die über dem Dorf thront. Von Balzers führte uns der Weg in
den alten Dorfteil von Triesen.
Ein Tipp: Hier gibt es einen Seilpark zum Klettern in luftiger Höhe. Etwas
Energie sollte man sich aber sparen, denn der Aufstieg in unser Walserdorf Triesenberg ist steil.
Wollte man weitergehen, sorgen die Tafeln entlang des WalserSagenWegs für Unterhaltung und Information. Beim Gehöft
Prufatscheng hat man mit 1100 Meter ü.d.M. den höchsten Punkt erreicht. Von den
vielen Blicken unterwegs in das Rheintal ist der von dort vielleicht der
schönste. Im Anschluss geht es im Wald steil bergab bis zum Schloss Vaduz und
von da direkt ins Zentrum der Hauptstadt.
Leider waren damit
aber auch unsere Erkundungstage in Liechtenstein zu Ende. Sie zeigten uns die
Vielseitigkeit dieses kleinsten Landes im deutschsprachigen Europa – von
knackigen Bergtouren bis zum Schaukelweg scheint für jeden Geschmack etwas da
zu sein. Abschließend kann man nur dem Ohrwurm von Anfang der 1970er Jahre der
„Blödelbarden“ Insterburg & Co. mit Karl Dall „Wanderer, kommst du nach Liechtenstein,
tritt nicht daneben, tritt mitten rein“ zustimmen. Es lohnt sich, das
reintreten, kann ich aus eigener Erfahrung sagen!
Dieter Buck
Informationen:
www.liechtenstein.li
Währung:
Schweizer Franken,
meist werden aber auch Euro akzeptiert.
Unterkunft
Hotel Kulm,
Triesenberg
www.hotelkulm.li/de
Empfohlene Karte:
Liechtenstein
Feldkirch Vaduz, Kompass 4in1, 1:50 000 mit Detailkarten bis 1:25 000
Literatur:
Den Wanderguide
„Fürstliche Wandertouren“ mit 22 herrlichen Wanderungen quer durch das Land und
für die unterschiedlichsten Berggeher und Wanderer kann man sich hier
herunterladen:
https://tourismus.li/unser-land/broschueren-und-karten/broschueren-und-karten-online-anschauen/fuerstliche-wandertouren/
11
Wanderempfehlungen findet man hier:
https://tourismus.li/erlebnisse/sommerurlaub-in-liechtenstein/wandern/top-11-wanderungen-in-liechtenstein/
Filme über Liechtenstein und
die Wandermöglichkeiten dort
https://youtu.be/J_PkhtG6fSw
https://www.youtube.com/watch?v=TX-9R9896Kk
https://www.youtube.com/watch?v=1EsVfZFJW9k
https://www.youtube.com/watch?v=p8hICs31IEE
Rundgang
Walsermuseum
https://www.instagram.com/p/DOGild5jGjD/
Alphornklänge
am Sareiser Joch
https://www.instagram.com/p/DOIr5q-DJn3/
https://www.instagram.com/p/DOItNsYDOj3/
Rundumblick vom
Aussichtspunkt Sareiser Joch
https://www.instagram.com/p/DOItpCTjC8y/
https://www.instagram.com/p/DOIuBgtDE8j/
Panoramaweg bei
Malbun
https://www.instagram.com/p/DOIuloEDAnx/
Kühe unter dem
Augstenberg
https://www.instagram.com/p/DOIvd1sjGBS/
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Dieter Buck
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