Wandern im Banne der
Schnabelmenschen
Das Gsieser Tal in
Südtirol
Die Schnabelmenschen waren seltsame
Gestalten. Waren die Bauern gut und fromm, so halfen sie ihnen. Aber wehe sie
waren böse und gingen sonntags nicht in die Kirche. Dann konnten die
geschnäbelten Wesen sich von ihrer unangenehmen Seite zeigen.
So erzählt
jedenfalls eine alte Sage. Wir haben die Schnabelmenschen jedoch nicht gesehen,
sondern nur lauter freundliche Wesen, die uns verwöhnten oder wie Bergführer
Paul Sapelza, der mich auf die Höhe führte.
Im herrlichen
Gsieser Tal. Überall stattliche Höfe, oft alt und
mit von der Sonne geschwärzten Balkonen, liegen zufällig in die Blumen- und
Kräuterwiesen eingegestreut.
Es gibt aber
auch Events her: Zum Beispiel lockt einmal im ansonsten so stillen Winter der Gsieser
Tal Lauf hunderte, ja tausende Teilnehmer und
Zuschauer auf und an die Loipe. Und im Sommer zählt das Gsieser Almhüttenfest viele Besucher. Ansonsten aber ist
das Tal ein ruhiges Tal. Sommerfrischerummel, Marketendergeschrei,
Landschaftsverunstaltung durch überdimensionierte Hotelklötze, schauderhaft
hässliche Liftanlagen mit den dazu gehörigen Parkplätzen und Nebengebäuden sind
weit entfernt. Ein Sommerfrischetraum wie aus Uromas Zeiten. Herrlich. Nur du
und ich und die Natur, Stille, Landschaft pur grün.
Im Tal der Almen
Tal der Almen,
so nennt sich das Gsieser Tal heute, zu Recht. Es liegt in der Kronplatzregion
zwischen den Ausläufern
der Rieserfernergruppe und den Defregger Alpen und geht vom
Pustertal nach Norden weg und ist nur durch das Gsieser Törl vom Osttiroler
Defereggental getrennt. Bis St. Magdalena verläuft es ziemlich flach und
erweckt einen weiten und sonnigen Eindruck. Während man im Talboden Wiesen,
Siedlungen und Höfe sieht, sind die Hänge auf beiden Seiten des Talbodens mit
dichten Tannen- und Fichtenwäldern bewachsen.
So viel zur
geografischen Einordnung. Ansonsten ist es ein Wandertal par excellence. Grüne
Almen, alte, schwarz verbrannte Almhütten, Wälder, felsige Gipfel und ein
Bergsee, der nur auf mich zu warten schien, bestimmen hier das Bild. Dazu
Aussicht von oben über Süd- und Osttirol vom Feinsten. Und, um auch auf etwas
Kultur zu sprechen zu kommen: Nirgendwo sonst habe ich derart kunstvoll
geschnitzte Balkongeländer gesehen wie im Gsieser Tal.
Im Internet steht zum Gsieser Tal und seinen Wandermöglichkeiten:
In kaum einer
anderen Region Südtirols gibt es eine größere Auswahl an urigen, bewirtschafteten
Almhütten.
Beim alljährlichen Almhüttenfest werden die allerseits bekannten und
beliebten Hütten des Gsieser Tales so richtig aufgelebt.
Aber unabhängig davon
stellen die Almhütten des Feriengebietes Gsieser Tal-Welsberg-Taisten sowohl im
Sommer, als auch im Winter ein großes Highlight dar. Egal ob beim Rodeln, Wandern, Schneeschuhwandern oder Mountainbiken – der Besuch einer Almhütte gehört zu
beinahe jeder Freizeitaktivität dazu. Die vielen traditionellen Gerichte
sind einfach zu verlockend, um ihnen widerstehen zu können: Speckknödel auf
Krautsalat, Käsenocken, Kaiserschmarrn, Apfelstrudel.
Wandern im Gsieser Tal
Wer im
zwanzig Kilometer langen Gsieser
Tal, an seinen Hängen und auf seinen Bergen wandert, kommt der
Natur Schritt für Schritt näher. Wer über die Taistner Alm und auf den Felsengipfel des Rudlhorns hinauf
wandert, dem bieten sich Tal- und Bergblicke von schwindelerregender Schönheit.
Auf die Taistner Vorderalm schaffen es auch kleine Wanderer. Hier dampfen die
Knödel und duften die Krapfen was das Zeug hält, und machen jedem Wanderer das
Vorüberziehen ohne Halt zu machen unmöglich. Der Almweg 2.000 verbindet gleich mehrere der mit
Leidenschaft bewirtschafteten Almen des Tals und bietet wunderbare Blicke
talaus- und taleinwärts.
Themen-Wege
Die
schönsten Wanderziele in und um Welsberg und im Gsieser Tal sind in Form von liebevoll gestalteten Themenwegen
erreichbar, von denen jeder eine aufregende Geschichte erzählt. Die Schlossrunde in
Welsberg entführt geradewegs ins Mittelalter, der Dolomiten-Panoramaweg verzaubert mit
beeindruckenden Blicken aufs Weltnaturerbe und lässt Fotoapparate unerlässlich
klicken, der Barfußweg bietet Naturerlebnis
hautnah.
Grenzenlos wandern lässt es sich auf alten Pfaden, die das Gsieser Tal
mit dem Villgratental verbinden. Entlang des Taistner Sagenweges sind vier Legenden
aus der Umgebung von Taisten dargestellt, viele Sagenfiguren gilt es zu
entdecken! Erwachsene verbinden Wandern und Meditation auf Südtirol's erstem Via
Lucis Meditationsweg
und wer sich auf die Spuren der Gsieser Almochsen begeben möchte, der
findet in St. Magdalena so einige tierische Überraschungen.
Quelle: http://www.kronplatz.com/de/gsiesertal-welsberg-taisten/sommer/wandern
Über Almen bummeln
Vor Jahren
war ich schon einmal hier und hatte die Landschaft in bester Erinnerung. Und
diese hat mich nicht getäuscht. Über Almen bummeln, eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.
Als
„Klettersteigpapst“ Eugen E. Hüsler ausnahmsweise einmal wandernd unterwegs war
schrieb er in einem Führer zu dem Tal: „Das Gsies ist kein Tal alpiner
Sensationen; markante Gipfelzacken sucht man hier ebenso vergebens wie leuchtendes
Gletscherweiß. Dafür ist hier noch manches ursprünglicher als anderswo, den
bäuerlichen wurzeln Südtirols näher. Auf den Almen weidet im Sommer das Vieh,
wird da und dort gekäst.“
Hinauf zu Karbacher
Berg/Fellhorn und Hörneckele
So
eingestimmt ging es los. Paul holte mich morgens ab. Etwas schlaftrunken noch,
schließlich ist ja Urlaub, torkelte ich mehr als ich ging zu seinem Auto. Er
kannte sich aus, kannte schließlich jeden Gipfel, zumindest jeden Stein, jeden
Bauernhof oder jede Alm, auf jeden Fall aber jeden Einheimischen, der uns
begegnete mit dem Vornamen und fuhr gleich mal ein Stück den Berg hinauf. Warum
sich mit zwei Beinen plagen, wenn es viele Pferdebeine, sprich –stärken, gibt,
die einem dies abnehmen.
Danach hieß
es aber wandern. Immer auffi. Weg Nummer 10 in Richtung „Ascht-Alm“ war unsere
Devise. Eine etwas kürzere, dafür aber steilere Abkürzung verschmähten wir,
denn man wäre außer Atem gekommen und Ratschen hätte darunter gelitten. Ein
gemütlicher Wirtschaftsweg brachte uns durch den lichten Lärchenwald hinauf in
die Almregion. Zahlreiche Holzhütten, Schupfen und Almgebäuden säumten den Weg,
rechts oben lag die Gastwirtschaft der Ascht-Alm, die wir aber unbesucht dort
liegen ließen.
Die Blumen
blühten jetzt im Bergfrühling um die Wetter und jeder von uns beiden wusste die
eine oder andere Pflanze zu benennen. Der Weg wurde etwas steiler und
schließlich wanderten wir auf einem Steig bis zur Pfinnscharte (2395 m). Jetzt
bot sich uns nicht nur ein Blick hinab ins Gsieser Tal sondern auch auf die
andere Seite des Bergmassivs, ins Karbachtal und zu den Südtiroler Bergen im
Westen.
Jetzt folgte
ein Steilaufstieg hinauf zum Karbacher Berg/Fellhorn (2518 m), dem höchsten
Punkt dieser Tour. Sogar ein Gipfelkreuz gab es hier. Und eine Rundumsicht zu
den Gipfeln, die man als Südtirolwanderer aus eigenem Erleben, zumindest aber
vom Namen her kennt.
Auch das
nächste Ziel, das tiefer liegende Hörneckele war zu sehen. Wir erreichten es
auf Weg 52a über einen Höhenrücken, der uns immer meinen ließ, in die Luft
fliegen zu können.
Auch das
Hörneckele (2127 m) besitzt ein Gipfelkreuz, zudem liegt es gefühlt fast
senkrecht über dem Gsieser Tal mit einem Blick hinab nach St. Martin. Hier soll
eine Aufzählung der Gipfel folgen, die man von links nach rechts sieht und für
die ich Paul recht danke.
Es beginnt
links mit den Sextener Dolomiten, bekannte Bergnamen sind hier
Dreischusterspitze und Haunold, danach folgt der Einschnitt des
Höllensteintals, anschließend geht es mit den Pragser Dolomiten weiter: Monte
Cristallo, Dürrenstein, Hohe Gaisel, Tofaner Dolomiten im Hintergrund und
Seekofel.
Abstieg, Variante 1. Für Wanderer, die hart im Nehmen sind
Nun begann,
der schönen Landschaft zum Trotz, der unangenehmere Teil der Wanderung: der
Abstieg. Man kann ihn aber durch eine Variante, siehe unten, entschärfen. Zuerst aber die steile Version: Wir stiegen hierzu erst auf einem schönen Panoramaweg durch blühende
Wiesen hinab zur Ragotzalm, vorbei an einer Baby-Kreuzotter, die sich vor uns
über den Weg schlängelte und dann im hohen Gras verschwand.
Danach tauchten wir
in den Wald ein. Eine Verzweigung bot rechts Weg 52a, links Weg 52, beide in
Richtung St. Magdalena. Wir nahmen den linken Weg. Dieser wurde zeitweise recht
steil und nicht besonders bequem zu gehen, die lädierten Knie schickten
Lebenszeichen an den Wanderer.
Schließlich
war aber auch dieses Stück überwunden, wir verließen den Wald und erreichten
wieder die Zivilisation, sprich die ersten Häuser mitsamt einem kleinen
Bauernhofmuseum.
Abstieg, Variante 2. Die bequemere Version
Wer sich und seinen Knien den steilen Abstieg direkt ins Tal nicht antun will, geht wie folgt: Nach dem Hörneckele folgt man hierzu nicht Weg 52 hinab ins Tal, sondern dem Almweg 2000. Er bleibt in etwa auf derselben Höhe und führt zwischen Almwiesen und Wald auf die Ascht-Alm. Die Knie danken schon im Voraus dafür. Bei der Ascht-Alm kann man nicht nur einkehren, sondern man wandert auf dem vom Anfang her bekannten Anstiegsweg relativ bequem hinab ins Tal.
Tourdaten:
Diese Wanderung
ist etwa 14 Kilometer lang und bringt 970 Höhenmeter mit sich. Zeit: 5 Stunden.
Meist geht man auf Steigen, an einigen wenigen Stellen sollte man schwindelfrei
sein.
Info:
Tourismusverein
Gsieser Tal-Welsberg-Taisten
Telefon
00+39 0474 978436
www.gsieser-tal.com
Unterkunft
Hotel Quelle Nature Spa Resort
Familie Steinmair
I-39030 Gsies, Magdalenastraße 4
Telefon: 0039 0474 948111
Fax:
0039 0474 948091
Empfohlene Karten:
Kompass
Wandern Rad Skitouren 45 Defereggental Villgratental, 1:50000
Kompass
Wandern Rad Skitouren 699 Südtirol, 4 Karten im Set, 1:50000
Literatur:
Eugen E.
Hüsler und Manfred Kostner: Wanderführer 5710 Dolomiten 5 Pustertal. Kompass
Bergführer:
Paul Sapelza
Klettern,
Wandern, Skitouren, Schneeschuhtouren
Dieter Buck
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