Sonntag, 20. Oktober 2024

Alpenvereinsjahrbuch „BERG 2025“

  Deutscher Alpenverein (DAV)/Österreichischer Alpenverein (ÖAV)/Alpenverein Südtirol (AVS) (Hrsg.):

Alpenvereinsjahrbuch „BERG 2025“

 

Wie jedes Jahr ist das Alpenvereinsjahrbuch in seiner nunmehr 149. Auflage gespickt voll mit Themen der verschiedensten Art. Diese Ausgabe bespricht als Hauptthema, als Mittelpunkt der BergWelten genannten Sparte des Buches, den Dachstein. Einer der wohl berühmtesten Berge Österreichs, ein Mythos, ein Anziehungspunkt, auch wenn das, was um den Gipfel herum mittlerweile geboten ist, nicht jedem Bergfreund schmeckt.

Obwohl er die 3000-Meter-Grenze um ganze fünf Meter verfehlt, mindert das seinen Mythos in keiner Weise: Der Dachstein ist zwar nicht höher, aber größer als die meisten anderen Berge Österreichs. Er ist Tourismusmagnet, Wanderparadies und Kletterdorado, dazu unerschöpfliches Forschungsobjekt und eine nie versiegende Quelle künstlerischer Inspiration. Der Dachstein ist Berg, Gebirge sowie österreichisches Natur- und Kulturdenkmal, Sportdorado und Zukunftsweiser im Bergsport. Apropos Bergsport: Mit der imposanten Südflanke, dem breitgliedrigen Gipfelensemble auf der Nordseite und dem schwer zugänglichen Karstplateau samt urwaldartiger Vegetation stellt das Bergmassiv seit jeher ein Sehnsuchtsziel für Bergsteiger*innen dar. Weswegen bereits 1843 der berühmte Normalweg auf den Hohen Dachstein mit Eisensicherungen versehen wurde. Übrigens, der erste Klettersteig in den Alpen.

„Kletterst du noch oder steigst du schon“? von Autorin Franziska Haack. Seit einigen Jahren erleben Klettersteige einen regelrechten Run, was viel mit den spektakulären Linien zu tun hat, durch die Eisenwege in jüngster Zeit führen. „Am Dachstein entstanden so viele Klettersteige wie nirgends sonst in Österreich“, erklärt Axel Klemmer im Vorwort der 149. Ausgabe des Alpenvereinsjahrbuches und natürlich zählt mit dem Donnerkogel auch einer der spektakulärsten dazu. Seine Ausgesetztheit und seine „Insta-Qualitäten“ machen ihn zum Publikumsmagneten, Social-Media-Berühmtheit samt neuer Zielgruppe. Es sind die Bilder, die hier die Aufmerksamkeit schüren.

BergFokus

Fotografieren was man erlebt oder auch nur sieht – wohl die Hauptbeschäftigung aller Besucher der Alpen. Die Rubrik BergFokus richtet sich auf die Bilder, die wir aus den Bergen mitnehmen: Fotografieren im Gebirge kann Dokumentation oder ambitioniertes Hobby sein, touristische Dienstleistung, Kunst – oder auch die Leistung vorgeblich intelligenter Algorithmen.

Die Schönheit liegt in den Augen der Betrachtenden. „Unsere Autoren*innen beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die Fotografie in den Bergen“, erzählt Georg Hohenester. „Gerade im Zeitalter von Smartphone und Social Media ergeben sich hier spannende Geschichten und Bilder aber auch Spannungsfelder.“

Bilder machen Lust auf Berge, auf Natur, auf Abenteuer. Sie sind es, die eine Geschichte erzählen, ohne Worte bemühen zu müssen. Sie sind es, die Betrachter*innen zum Verweilen einladen und zum Machen antreiben. Einer der sein Handwerk darin meisterlich beherrscht ist der Fotograf Robert Bösch. In dieser erklärt er was ihn antreibt: „Es ist die lebenslange Suche nach dem perfekten Bild“, so Bösch in seinem Artikel „Ich muss bessere Bilder machen. Wie ein fotografisches Lebenswerk entsteht.“

BergSteigen

Ein Thema dieses Bereichs sind die Gletscher, vielleicht eines unserer größten Problemkinder in den Alpen. Sie schmelzen, und auch der Fels ist nicht für die Ewigkeit gemacht. Was diese Entwicklungen für künftige Generationen bedeuten kann, wird hier behandelt. Ein weiteres Thema ist, wie der Leistungssport (Klettern, Skibergsteigen und Berglauf) längst auch das Breitenbergsteigen beeinflusst.

BergMenschen

Zwei starken Frauen widmen sich diese Seiten: der charismatischen Höhenbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner und der Dresdener Kletterpionierin Ilse Frischmann. Ein besonderes Gewicht bekommt der Wunsch nach Freiheit in der Biografie eben dieser jüdischen Bergsteigerin. Diese besondere Persönlichkeit rückt Autor Joachim Schindler in den Fokus. In seiner Biografie mit dem prägnanten Titel: „Ich möchte mal so leben wie die anderen.“, zeichnet er ein Bild über die Kühnheit und den Mut dieser Frau. Ist sie doch in den 1930er- und 1940er-Jahren mit dem gelben Stern an der Jacke klettern gegangen. Dies zeugt von einer unfassbaren Leidenschaft auf Berge und Freiheit …

Zu Frischmann sagt Georg Hohenester, Chefredakteur Panorama und Jahrbuchbeirat: „In der Rubrik BergMenschen möchten wir auf die berührende Biografie der jüdischen Bergsteigerin Ilse Fleischmann aufmerksam machen. Ein Thema der Historie, das so viel Brisanz und Aktualität mit sich führt. Genauso wie der Ausschluss der vorwiegend jüdischen Alpenvereinssektion Donauland, ein Termin, der sich am 14. Dezember 2024 zum 100. Mal jährt.“

BergWissen

Hier geht es unter anderem um das politisch brisante Thema der Energiewende – und um die Frage, ob die Alpen nun vom „Wasserschloss“ zum Wasserkraftwerk Europas umgebaut werden. „In der Rubrik BergWissen betrachtet deshalb unser Autor Kaspar Schuler kritisch die Kontroverse zwischen Energiewende und Naturschutz“, berichtet Georg Hohenester. „Reinschmöckern lohnt sich. Es gibt viele interessante Geschichten zu entdecken, die zum Nachdenken, Inspirieren und Reflektieren einladen.“

BergKultur

Hier darf geschmunzelt werden, denn abschließend wirft der Buchteil BergKultur ironische Blicke auf alpine Kunst und auf das zeitgenössische Körperideal im Bergsport: Ist das Gebirge den Dünnen vorbehalten?

Fazit

Alpine Themen für Menschen, die die Berge lieben – Das Alpenvereinsjahrbuch BERG 2025 besticht wieder einmal durch seine vielfältige sowie fein kuratierte Themenauswahl. Das über 250 Seiten fassende Buch gewährt tiefgehende Einblicke in alpine Themen, die mehr denn je die aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft einfangen. Und, zwar eher Nebensache, aber trotzdem erfreulich: Das ganze dicke Werk gibt es um 25 Euro zu kaufen. Einschließlich der Alpenvereinskarte Dachstein als willkommenen Gimmick.

Das aktuelle Jahrbuch des Deutschen Alpenvereins, des Österreichischen Alpenvereins und des Alpenvereins Südtirol bietet 2025 spannende und gleichermaßen tiefgründige Einblicke in ein breitgefächertes Potpourri an Bergthemen sowohl im historischen Kontext als auch im Spannungsfeld der großen gesellschaftlichen Themen.

Herausgeber: Deutscher Alpenverein (DAV), Österreichischer Alpenverein (ÖAV) und Alpenverein Südtirol (AVS). 256 Seiten, mit 284 Farb- und Schwarz-Weiß-Abbildungen, 21 x 26 cm, gebunden. Alpenvereine/Tyrolia, Wien-Innsbruck, 2024. ISBN 978-3-7022-4138-4. 25 €

Bei Bestellungen im DAV-Shop erhalten DAV-Mitglieder passend zum Schwerpunkt des Jahrbuches die neu herausgegebene AV-Karte 14 "Dachstein" (Maßstab 1:25.000, UTM) als Bündel.

Sie erhalten das Buch im Buchhandel oder hier:

https://www.tyroliaverlag.at/item/Alpenvereinsjahrbuch_BERG_2025/Deutscher_Alpenverein/Oesterreichischer_Alpenverein//70879596?back=238ccd2dcdc62a4b776df6ce3838adb7

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Dieter Buck

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