Donnerstag, 20. Juni 2019

Valsugana Lagorai: hinauf zu den Laghi dell’Inferno

Vom Valsugana ins Lagorai-Gebirge
Hinauf zu den Laghi dell’Inferno
                                  


Was man unter einem Inferno versteht, das wissen wir auch im Deutschen. Und Infernoseen? Man darf gespannt sein, was sich dahinter verbirgt. Und um es vorher schon anzudeuten, es war ein überaus erlebnisreicher Tag, zu dem mich mein Führer Alessandro begleitete.






Dieses Mal stand das Lagoraigebirge auf dem Programm. Dieser herrliche Gebirgszug, in dem weite Wanderungen, auch eine Durchquerung, auf relativ einsamen Pfaden möglich sind, beginnt in Levico Terme und zieht sich nördlich des Valsuganatals rund sechzig Kilometer nach Osten.



Zuerst führte aber die Fahrt von meinem Quartier in Levico Terme durch das Valsuganatal nach Osten, dann ging es nach links hinauf und etwas später rechts ab ins Val Campanelle. Dabei durchfuhren wir gefühlt drei geografische Zonen. Zuerst hatte die Gegend eine überaus italienische Anmutung, wie man sie sich viel weiter vorgestellt hätte, allenfalls der Vinschgau mit seinen Plantagen hatte eine gewisse Ähnlichkeit. Danach führte der Weg durch eine recht wilde, tiefe Schlucht, durch die sich das schmale Sträßchen an die Felswand geklebt schlängelte, und auf einmal öffnete sich das Tal und man fuhr durch eine liebliche Gegend mit Almwiesen.





Wie im Schwarzwald, aber mit Sonnengarantie
Und hier starteten wir am Parkplatz Tedon (1350 m). Von hier aus folgten wir dem wild rauschenden Rio Caserine. Schwarzwaldfeeling kam auf: Hohe Nadelbäume, schmale Wege und Pfade, und ein wilder Bach mit Kaskaden und Wasserfällen neben dem Weg ließen ein ganz unitalienisches Gefühl aufkommen.




Schließlich traten wir aus dem Wald hinaus, und wieder überraschte am Platz Ponte Caldenare (1755 m) eine ganz andere Landschaft: Ein glasklarer Bach mäanderte durch grüne Wiesen, im Hintergrund stand eine riesige Felswand und dazwischen grüßte von einer Anhöhe das Rifugio Caldenave herab. Ein idyllisches Bild, das sich auch ein paar Familien als Picknickplatz erkoren hatten – einen schöneren Spielplatz als das Bächlein findet man wohl auch selten.

Der Weg führte kurz am Bach entlang, dann schwang er sich aber nach links hinauf, wieder in den Wald. Durch ihn marschierten wir, teilweise auf schmalen und kurzzeitig auch ausgesetzten Steigen, bis in ein Hochtal. Das Inferno kündigte sich nun an.

Abenteuer im Inferno
Tja, und dieses Inferno entpuppte sich als das, was ich schon halb vermutet hatte: Es war ein riesiges Bergsturzgebiet, wie man es selten findet. Wie eine Arena ist die Fläche von hohen Bergflanken umgeben. Unten floss der Bach und vor uns lagen die Laghi dell’Inferno (1980 m). Leider waren wir aber zu früh nach der Schneeschmelze da – auch die Soldanellen, die wir sahen wiesen auf die frühe Jahreszeit hin - und der See hatte ein riesiges Ausmaß angenommen. Auch die Wege waren überschwemmt. Auf regulärem Weg war an kein Fortkommen mehr zu denken.





Also schlugen wir uns auf einer Seeseite durch, kletterten über die riesigen Felsbrocken, schauten, dass wir uns nicht die Füße in den Spalten verkeilten und uns die Knochen an den wackeligen Steinen brachen. Na ja, irgendwie schafften wir es aber auf die andere Seite, wo wir wieder auf den Wanderweg stießen. Nach diesem Abenteuer aber war erst einmal eine Rast am eigentlich idyllischen See in seiner amphitheaterähnlichen Umrandung fällig.

Danach wäre es aber schön gewesen, wenn es bergab gegangen wäre. Es folgte aber noch kurzer weiterer Anstieg, dann hatten wir von der Anhöhe aus einen herrlichen Blick über das Lagoraigebirge.

Ab einem kleinen Hüttchen ging es aussichtsreich durch einen lichten Lärchenwald bergab; im Spätherbst muss das bei der Färbung der Bäume ein Paradies sein. Ab und zu spickte ein Gewässer zwischen den Lärchen hervor, der Lago di Bussabella. Kurz nach diesem idyllischen See ging es über eine Wiesenfläche steil hinab zu einer Hütte.

Danach begann der einfachere Teil der Wanderung: Im Prinzip eine Hatscherei durch den Wald zurück zum Parkplatz. Unterbrochen wurde dieses Wegstück aber durch eine Besonderheit, die es nur im Valsugana gibt.




Slow Food Almkäse von der Adoptivkuh
Im Valsugana kann man eine Kuh „adoptieren“. Gegen Gebühr kann man nämlich eine der etwa 150 Milchkühe, die ihre Sommerfrische auf den 17 Almen nördlich und südlich des Valsugana verbringen, adoptieren: Carolina, Juventina, Marta, Nadel, Rossa, Dolores, Laura – und wie sie sonst noch alle heißen. Meine Adoptivkuh hieß übrigens Molly, lebt auf der Malga Caserina, und war bereits Großmutter, demnächst sogar Urgroßmutter, wie der Senner Francesco Lenzi erzählte. 





Wer eine Kuh adoptiert, zahlt 60 Euro, von denen 10 Euro an wohltätige Zwecke weitergereicht werden, und erhält dafür Butter und Käse, den diese Kuh produziert. Und einen Identitätsausweis mit Hufabdruck Das ist zwar eine Sache, die vor allem Kindern Spaß macht, aber auch Wanderer in gesetzterem Alter haben ihre Freude daran. Und an Butter und Käse natürlich.





Und die Malga Caserina lag sogar auf unserem Weg. Grund genug, also, „unsere“ Kuh zu besuchen, ein Schwätzchen mit dem Senner zu machen, und den Käse der Adoptivkuh mitzunehmen.







In dieser ganzjährig bewohnten Alm kann man auch „Urlaub auf dem Bauernhof“ machen. Nach einer Einkehr und mit etwas mehr Gewicht im Rucksack ging es dann recht flott zurück zum Ausgangspunkt.

Diese Tour ist etwa 13,5 Kilometer lang, bringt etwa 740 Höhenmeter mit sich. Wegen der Überschwemmungsgefahr nach der Schneeschmelze ist sie ab etwa Mitte Juni zu empfehlen.

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Filme

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Fotos

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Weitere Informationen:
Tourismusverband Valsugana Lagorai
I-38056 Levico Terme (TN), Viale V. Emanuele, 3
Tel. +39 0461 727700
www.visitvalsugana.it
info@visitvalsugana.it
Info Adoptivkuh: www.visitvalsugana.it/adottaunamucca

Bergführer:
Alessandro Beber
Kontakt: www.mountime.com
Telefon +39 3394852008

Unterkunft:
https://www.hotel-ambassador.it/de/

Empfohlene Karte:
KOMPASS Wanderkarte 75, Valsugana, Trento, Piné, Levico, Lavarone: 5in1 Wanderkarte 1:50 000 mit Panorama, Aktiv Guide und Detailkarten 1:25 000
 
Literatur:
Benno F. Zimmermann: Vizentiner Alpen. Fleimstal Lagorai Valsugana Monte Grappa Monti Lessini. 58 Touren. Rother Wanderführer, 1. Auflage 2017, 272 Seiten mit 80 Farbabbildungen, 58 Höhenprofile, 58 Wanderkärtchen im Maßstab 1:50 000 / 1:75 000, eine Übersichtskarte, GPS-Tracks zum Download, Format 11,5 x 16,5 cm, kartoniert mit Polytex-Laminierung. Rother Verlag, München, 20176. ISBN 978-3-7633-4514-4. 14,90 Euro [D] • 15,40 Euro [A] • 21,90 SFr
E-Book: ISBN 978-3-7633-0224-6 12,99 Euro [D] • 12,99 Euro [A] • 18,90 SFr.

Alessandro Beber: Erlebnisskitouren im Lagorai. 196 Seiten, farbig illustriert. Tappeiner Verlag. ISBN 978-8870735628. 9,90 €.


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Dieter Buck

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