Seltene Kärntner Bräuche in der Winterzeit
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In Kärnten, an der sonnigen Südseite der
Alpen, gehört die stille Zeit des Jahres den Menschen: In „gewöhnlichen“ Jahren
bringen Kärntner Advent- und Winterbräuche Jung und Alt zusammen. Heuer, im
Jahr von Corona-Virus und Einschränkungen, wird an die schönsten Bräuche rund
um das Weihnachtsfest nur gedacht.
Nicht
alle können in gewohnter Art und Weise stattfinden. Aber davon erzählen und
sich auf das nächste Mal freuen, das können die Kärntner. Auf blühende Zweige,
die eine Hochzeit erwarten lassen; Auf Tische, die mit Ketten umwickelt werden
und eine gute Ernte bringen sollen; Auf Kinder, deren „Schappen“ den
Erwachsenen Glück und Gesundheit bringen soll und auf das „Kirchleintragen“ im
Vellachtal, das vor Hochwasser schützt.
Blühende Zweige, die Glück bringen
In Kärnten gibt es am 4. Dezember
einen Brauch zum Mitmachen: Am sogenannten „Barbaratag“ werden Zweige von
einem Obstbaum (meist Kirsche oder Apfel) oder einer Forsythie geschnitten und
ins Wasser gestellt. Blühen die Zweige bis zum Heiligen Abend auf, sollen sie
den Zauber des Lebens in der Winterzeit symbolisieren und Glück und Segen für
die Familien bringen. Junge Mädchen dürfen übrigens jedem Zweig den Namen eines
Verehrers zuweisen. Der Zweig, der zuerst aufblüht, wird der Glückliche – sagt
man. Und vielleicht steht sogar eine Hochzeit ins Haus.
„Roateln“
Einen „scharfen“ Weihnachtsbrauch
gibt es im Lavant- und im Görtschitztal, das sogenannte „Roateln“. Alles, was
eine Schneide hat, wird vor Weihnachten geschärft und am Heiligen Abend unter
den weiß gedeckten Tisch gelegt. Auf dem Tisch stehen ein Reindling, ein traditioneller
Kärntner Kuchen, eine Schale Weihwasser und Kerzen. Die Tischbeine werden mit
eisernen Ketten umwickelt. So bleibt der Tisch bis zum Neujahrstag stehen. Es
ist ein uralter Abwehr- und Bindezauber, der den Bauern Glück und eine gute
Ernte bringen soll.
Christbaumversenken und Pferdesegnung
Ein anderer, durchaus
spektakulärer Brauch ist das Christbaumversenken am Sonntag vor Weihnachten.
Damit wird aller im See verunglückten Menschen gedacht. Der Brauch lebt zum
Beispiel am Wörthersee, Ossiacher See, Silbersee, Aichwaldsee, Millstätter See
und Klopeiner See.
Am 26. Dezember wird der Stefanitag begangen. Im traditionellen bäuerlichen Leben war er ein wichtiger Tag mit Markt, Pferdehandel und oftmals dem Wechsel des Arbeitsplatzes von Knechten und Mägden. Ein bis heute lebendiger und spezieller Brauch an diesem Tag ist der Stefaniritt und die damit verbundene Pferdesegnung, wie sie unter anderem noch in St. Stefan, St. Michael, St. Johann (alle Lavanttal), Keutschach und St. Donat stattfindet. Durch die Weihe sollen die Pferde vor Krankheit und Unheil bewahrt werden.
Wenn Erwachsene mit einer Rute „geschappt“ werden
Kinder kommen mit einem
Tannenzweig, schlagen den Erwachsenen damit auf den „Allerwertesten“ und werden
dafür mit Geld und Süßigkeiten belohnt? Das gibt es nur einmal im Jahr - und
zwar am 28. Dezember, dem „Unschuldigen Kinder Tag“. Bereits früh morgens
ziehen die Kinder in die Nachbarschaft, um die Erwachsenen mit einer Rute zu
„schappen“, was ihnen Glück und Gesundheit bringen soll. Dazu sagen sie dieses
Gedichtlein auf:
„Frisch und g’sund, frisch und
g’sund, long leb‘n und g‘sund bleib’m!
„Pehtra Baba“ und Kirchlein tragen in Bad Eisenkappel
Lokal gibt es sehr
unterschiedliche Bräuche. Im Süden von Kärnten kommt die „Pehtra Baba“ in den
Raunächten im Jänner. Sie stellt ein hässliches, altes Weib dar mit einem
schwarzen Tuch vor dem Gesicht und einer großen zweizinkigen Gabel. „Pehtra
Baba” geht von Haus zu Haus und bekommt Würste, um das Haus im laufenden Jahr
vor Unheil zu bewahren. Den Kindern lässt sie Nüsse und Apfelspalten
zurück.
Die Bad Eisenkappler Kinder
übergeben am 1. Februar, dem Abend vor Maria Lichtmess, selbstgebastelte,
hellbeleuchtete und auf langen Stöcken getragene Kirchlein dem Vellach Bach,
der im Mittelalter über die Ufer getreten war und die Ortschaft
überschwemmte. Die Dorfbewohner flüchteten einst zur erhöhten Kirche und
gelobten für ihre Rettung, der Vellach alljährlich eine beleuchtete Kirche zu
übergeben. Und so geschieht es bis heute.
Räuchern für das Gute im neuen Jahr
Das Räuchern ist so alt wie die
Menschheit selbst und die Kärntner zelebrieren es vor allem in den Rauhnächten,
also zwischen 21. Dezember und 5. Jänner. Traditionell werden getrocknete und
geweihte Palmzweige von Ostern sowie Wachholder, Speik, Harze und diverse
Gewürze auf glühenden Kohlenstückchen zum Glimmen gebracht. Am besten in einer
kleinen Räucherpfanne mit löchrigem Deckel aus Metall. Mit dieser werden
anschließend alle Räume des Hauses abgeschritten, was im kommenden Jahr vor
Unheil und Krankheit behüten soll. Da jedes Kräuterl seine eigene Wirkung hat,
erfreut sich das Räuchern das ganze Jahr über an Beliebtheit. So wirkt Kalmus
reinigend und stärkend, Wacholder antibakteriell und mutstiftend, Kamille gilt
als „Seelenbalsam“.
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Dieter Buck
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