Samstag, 27. September 2014

Region Klausen in Südtirol: Wanderung auf die Villanderer Alm - unbezahlte WErbung

Auf die Villanderer Alm






Gut war die Nacht. Totenstille im Zimmer, obwohl das Haus doch recht zentrumsnah in Klausen liegt. Dann ein feines Frühstück im Hotel Rierhof. Und danach ab in die Höhe.

Besichtigung in Villanders
Unterwegs musste aber in Villanders kurz Halt gemacht werden. Der Ort ist gar zu schön um einfach durchzufahren. Zumal das Ortsbild Franz von Defregger als Motiv für sein Bild „Das letzte Aufgebot“ diente. Es ist heute noch fast unverändert zu sehen. In ein paar Minuten ist man dann hinauf spaziert zu den Kirchen. Besonders sehenswert ist auch der Friedhof mit den schmiedeeisernen Kreuzen. Hier gibt es auch eine Besonderheit, die sich niemand erklären kann: Die Stirnseiten der Kreuze sind nämlich traditionell vom Grabhügel abgewandt.






Und im Hintergrund sind die Dolomiten zu sehen. Jetzt am Morgen allerdings noch tief im Schatten. Von den beiden Kirchen ist nur eine geöffnet. Sie ist in schönster Neugotik ausgestattet - ein Kunststil, der lange verpönt war und den man erst jetzt eigentlich zu schätzen beginnt.






Hinauf zur Villanderer Alm
Danach aber schraubt sich das Sträßchen in Serpentinen hinauf zur Villanderer Alm. Am Besten fährt man bis zum letzten Parkplatz bei der Gasserhütte. Das kostet zwar ein bisschen, aber dafür ist man gleich am Ausgangspunkt für herrliche Wanderungen über die Villanderer Alm.






Den Weg zur Jausenstation Moar in Plum kannten wir bereits von einer früheren Tour, als wir unseren Sagenwanderführer Südtirol schrieben. Überhaupt Jausenstation: Wer es darauf anlegt, wer gerne einkehrt der hat hier die Qual der Wahl. Andauert kommt auf dem Weg eine: Gasserhütte, Moar in Plum, Rinderplatz und Marzuner Schupfe als Abstecher, Pfroderalm kurz vor dem Schlussanstieg zum Totenkirchl.




„Hier ist es zum Kotzen schön“ sagte der Schriftsteller Carl Zuckmayer zu seiner Wahlheimat am Wallersee etwas unkonventionell. Das kommt einem in den Sinn wenn man hier wandert. Nur hätte man sich gerne noch eine Steigerung gewünscht, aber es fällt einem keine politisch korrekte ein... Dass die Wanderung zum Totenkirchl führt soll nun ja kein Ohmen sein…





Zum Gasteiner Sattel wären es von der Gasserhütte aus 1 Stunde 10 Minuten und zum Rittner Horn könnte man in 2 Stunden 10 Minuten wandern, war zu lesen. Wir hatten aber anderes im Sinn: 1 Stunde und 20 Minuten zum Totenkirchl, das war unser Ziel.





Und so wanderten wir immer geradeaus. Mit herrlichem Blick über die Almlandschaft nach vorne, vor allem aber zu den Dolomiten nach hinten… Sie waren vor allem auf dem Rückweg eine Sensation, den nachmittags sind die „Bleichen Berge“, immerhin UNESCO-Weltkulturerbe, von der Sonne beschienen und strahlen um die Wette.




Unterwegs rief die beste aller Ehefrauen: „Achtung Almabtrieb“, was heißen sollte: Kamera in Habachtstellung. So war es aber dann doch nicht, es war nur ein Viehtrieb von einer Weide zur anderen. Trotzdem war es recht lustig anzusehen. Und nützlich machen konnte man sich außerdem indem man den nicht für die Rindviecher gedachten Weg sperrte…





Zuerst ging es auf dem Wanderweg durch eine Art Moor, teilweise sogar auf einem Bohlenweg, und mit weiten Blicken auf die umliegenden Berge zum Wirtschaftsweg und auf ihm zur Jausenstation Mair in Plun. Von hier wären es zum Rittner Horn nur 1 Stunde 50 Minuten, wir ließen uns in unserem Ziel aber nicht beirren. 






Der Weg verlief ab der Gasserhütte erst auf einem Wanderweg, danach auf einem Wirtschaftsweg, war also gut zu gehen und gemächlich ansteigend. Es ging, vorbei an den verschiedenen Jausenstationen, bis zur letzten, der Pfroderalm. Das weiß leuchtende Totenkirchl sieht man ja schon seit langem. Die Kirche steht auf der Grenze zwischen Eisack- und Sarntal und ist ein beliebter Wallfahrtsort. Bei unserem Besuch war es gerade Baustelle.





Ein letzter Schlussanstieg noch, dann ist man oben und kann die Aussicht über die Villanderer Alm und auf die hinter dem Eisacktal emporstrebenden Dolomiten genießen - von links nach rechts: die gezackte Geisler-Gruppe, in der Reinhold Messner das Klettern lernte, der Einschnitt des Grödner Tales, die oben flache Sella-Gruppe, der mächtige Bergstotzen des Langkofels und den schrägen Plattkofel und rechts davon die Seiser Alm. Auf der anderen Seite liegen die Berge des Sarntales, zu dem es steil hinab geht. 






In 10 Minuten und etwas Anstieg ist man beim Totensee, den man sich auch unbedingt ansehen sollte. Nicht nur wegen der Aussicht, die man nun ja schon kennt. Aber ein See ist immer sehenswert. Außerdem stehen hier an den Aussichtspunkten bequeme Relaxliegen aus Holz, auf denen man sich für den Abstieg ausruhen kann.






Wir gingen auf demselben Weg zurück, es bietet sich aber an, in rund einer Stunde weiter zum Villandererberg zu gehen. Die Aussicht von dort ist natürlich überwältigend. Den Rückweg nimmt man dann über den Gasteiner Sattel und den Kaser, so dass man eine schöne Rundwanderung unternommen hat.






Bis zur Pfroderalm wandert man auf Wirtschaftwegen, die auch befahrbar sind, danach auf Steigen, für die man trittsicher und schwindelfrei sein sollte. 






Vom Almtier, den Venedigermandl und der Herkunft des Namens der Villanderer Alm
Dieser Bericht wäre aber unvollständig ohne eine Wiedergabe der Sagen und Erzählungen von der Villanderer Alm.







Früher lebte auf der Villanderer Alm das gefährliche Almtier und kein Mensch traute sich, dort nachts zu bleiben. Einmal versuchte doch einer, in einer Schupfe zu übernachten, wurde aber von dem Untier in Stücke gerissen und auf das Dach der Hütte geworfen. Als am nächsten Morgen die anderen Mäher kamen und „Bartl, Bartl“ riefen, hörten sie: „Der Bartl ist auf dem Dach“. Dort fanden sie jedoch nur zerrissene Stücke von ihm. Von da an wurde die Alm des Nachts noch mehr gemieden. Schließlich aber fasste jemand wieder Mut und blieb über Nacht. Er behängte sich mit vielen geweihten Sachen und versteckte sich in einem Heuschober. Rings um den Heustock befestigten die anderen Mäher Sensen. Um Mitternacht kam dann auch das schreckliche Wesen und warf sich mehrmals gegen den Schober. Dabei rief es einen Spruch, dann verschwand es und kam nie wieder. Dem Knecht aber war nichts geschehen und am nächsten Tag mähte er lustig mit den anderen weiter. Und seither kann man auf der Villanderer Alm wieder übernachten.






Die Venedigermandl auf der Villanderer Alm
Die geheimnisvollen Venedigermandl, auf die man überall in den Alpen trifft, waren einst auch hier zugange. Auf den Villanderer Berg sollen früher nämlich jedes Jahr Venediger gekommen sein. Sie gruben nach kostbaren Steinen oder nach Goldsand. Und manch einer sagte den Bauern: „Du wirfst den Kühen Steine nach, die wertvoller sind als das ganze Vieh!“ Die Bergknappen, die hier in den Bergwerken arbeiteten, sollen so reich geworden sein, dass sie übermütig wurden. Sie sollen sogar mit goldenen Kegeln gespielt haben. Und so kegelten sie eines Tages auch an Himmelfahrt während des Gottesdienstes. Als die Kirchenglocke aber zum letzten Mal läutete, erscholl ein lauter Lärm, alle Kegel fielen – und der Platz bebte, sank und sank und wurde zum See, in welchem alle Knappen ertranken.






Woher der Name der Villanderer Alm kommt
Auch von der Entstehung des Namens gibt es eine Sage. Danach soll die Gegend einst Schönberg geheißen haben und reiche und vornehme Familien siedelten hier. Sie wurden schließlich von einem schrecklichen Unwetter vertrieben, das auch die Erde von den Äckern und Feldern wegschwemmte. Als eines Tages ein Mann von Brixen nach Bozen fuhr und die Gegend hier so verändert vorfand, soll er gerufen haben: „Oh, wie ist es da oben viel anders!“. 





Das wars dann für diesen schönen Tag. Eine Überraschung erwartete uns aber bei unserer Rückkehr ins Hotel Rierhof: Liebe dienstbare Geister hatten unsere Handtücher in ein Schwanenpärchen verwandelt, die sogar ein Herz bildeten. Na, wie schön, da fühlt man sich doch gleich wohl.

Und so fand der Tag seinen Abschluss bei einer Abkühlung im Hallenbad und bei einem rustikalen Abendessen. Auf zu neuen Taten nach dem Ausschlafen, kann man da nur sagen…





Dieter und Marlies Buck

Info:
Tourismusverein Klausen, Barbian, Feldthurns und Villanders, Marktplatz 1, 39043 Klausen, Telefon: 0039 0472 847 424, Fax: 0039 0472 847 244, www.klausen.it,


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Dieter Buck
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