Nachhaltige Alpen brauchen Schaf und Wolf
Die alpine Landwirtschaft trägt dazu bei, die
reichhaltige biologische Vielfalt zu erhalten. Grossraubtiere sind Teil dieser
Vielfalt. Damit die Ko-Existenz gelingt, brauchen die Bergbauern die
Unterstützung der Gesellschaft, fordert die CIPRA anlässlich des
Internationalen Tags der Berge am 11. Dezember 2014. Die Diskussionen müssen
versachlicht werden.
Die
Berglandwirtschaft steht als Modell für eine nachhaltige Bewirtschaftung im
Zentrum des diesjährigen Tags der Berge am 11. Dezember 2014. Sie ist vielerlei
Einflüssen ausgesetzt: Verstädterung, Abwanderung, Globalisierung sind nur
einige davon. In den Alpen stellt die Rückkehr der Grossraubtiere die
Bäuerinnen und Bauern vor zusätzliche Herausforderungen: Sie müssen ihre
Bewirtschaftungsformen anpassen. Dafür brauchen sie die Unterstützung der
Politik und der Gesellschaft.
Die Rückkehr von
Bär, Wolf und Luchs ist für die Berglandwirtschaft nicht die grösste, aber die
am heftigsten diskutierte Herausforderung. Der Pegel der Emotionen steht in
keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Vorkommen an Grossraubtieren und die
durch sie verursachten Schäden an Nutztieren (siehe Web-Dossier «Leben mit
Grossraubtieren»). Eine Minderheit – vor allem NutztierhalterInnen, JägerInnen
und NaturschützerInnen – dominiert das Thema. Die PolitikerInnen stellen ihre
Fahnen in den Wind. «Es braucht eine Entflechtung der emotionalen von der
sachlichen Ebene», sagt Claire Simon, Geschäftsführerin von CIPRA
International.
Populationen sind (noch) nicht
überlebensfähig
Die Alpenstaaten
haben sich mehrfach für eine Ko-Existenz mit Grossraubtieren ausgesprochen,
unter anderem mit der Berner Konvention, der Fauna- Flora-Habitat-Richtlinie
der EU und dem Washingtoner Artenschutzabkommen der Vereinten Nationen. In
mehreren Alpenländern – namentlich in Frankreich und der Schweiz – wird nun
darüber diskutiert, ob der Wolf zum Abschuss freigegeben werden kann,
unabhängig davon, ob er Schäden bei Nutztieren angerichtet hat oder nicht.
Entscheidend ist die Frage, auf welchen Kriterien solche Regulierungsbefugnisse
basieren. Es darf nicht vorschnell eingegriffen werden, solange die
Populationen nicht gesichert sind. Davon sind wir – über den ganzen Alpenbogen
betrachtet –noch weit entfernt (siehe Web-Dossier «Leben mit Grossraubtieren»).
Bestehende Plattformen nutzen
Es braucht
international verbindliche Vorgaben für den Umgang mit Grossraubtieren, die
durch wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen abgestützt
sind. Für die Aushandlung dieser Vorgaben können bestehende Plattformen genutzt
werden, wie die Plattform «Grosse Beutegreifer, wildlebende Huftiere und
Gesellschaft» der Alpenkonvention oder die neu gegründete EU-Plattform
«Zusammenleben von Menschen und Grossraubtieren» – sofern diese einen
entsprechenden Auftrag von der Politik erhalten.
Eine allfällige Regulierung muss in ein Verhältnis gesetzt
werden zum tatsächlichen Schadenspotenzial. Mag der Verlust für einen einzelnen
Nutztierhalter gravierend sein, so ist er gesamtwirtschaftlich betrachtet
jedoch gering. Wichtig ist, dass die Bergbauern unterstützt werden: von den
Behörden durch Herdenschutzprogramme, die Entschädigungssysteme für gerissene
Tiere beinhalten; von der Wissenschaft durch neue Erkenntnisse, Methoden und
Anwendungsbeispiele; von der Bevölkerung durch Verständnis und Akzeptanz.
Sorge tragen zu unserer
Lebensgrundlage
Herdenschutz wird
seit Jahrhunderten erfolgreich praktiziert. Auch die Kosten dafür sind
überschaubar. In den Alpen muss er erst wieder aufgebaut und an hiesige
Verhältnisse angepasst werden. Nur weil es manchmal Rückschläge gibt, ist das
noch kein Grund aufzugeben. Ein Restrisiko bleibt: Es ist genauso illusorisch
zu fordern, dass es keine Schäden an Nutztieren gibt, wie dass es keine
Verkehrsunfälle gibt.
Die biologische
Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage. Grossraubtiere gehören auch dazu. Die
Ko-Existenz erfordert die Bereitschaft und Anpassungsfähigkeit der Menschen.
CIPRA-Geschäftsführerin Claire Simon: «Wir müssen diskutieren: Wie viele
Grossraubtiere sind aus Sicht der Ökologie nötig, wie viele sozialverträglich,
und wie können Betroffene unterstützt werden?» Für Grossraubtiere geht es immer
ums Überleben, wenn es zu einer Begegnung mit Menschen kommt. «Wir tragen die
Verantwortung nicht nur für uns, sondern für alle Spezies und deren
Lebensräume.»
Info:
www.cipra.org
Kommentar:
Heiliger Gutmensch,
lass mich ruhig bleiben…, möchte man da gerne ausrufen! „Nachhaltige
Alpen brauchen Schaf und Wolf“ schreibt die CIPRA. Warum brauchen nachhaltige
Alpen den Wolf? Nur um ein paar Romantiker zufrieden zu stellen? Dazu braucht
kein Mensch den Wolf. Der Mensch in den Alpen braucht überhaupt keinen Wolf.
Ich zumindest möchte nicht in den Alpen unterwegs sein, wenn Wolf und Bär durch
dieselbe Gegend streifen! Das ganze Geschwätz von der Harmlosigkeit und der angeblichen
Scheu dieser Raubtiere kann man sich kaum noch anhören. Abgesehen von der frage
ob die Tiere auch wissen, dass sie eigentlich harmlos sind, was ist mit alten
Tieren. Die vielleicht nicht mehr so gut hören und riechen, die den Menschen
nicht kommen hören und dann von ihm überrascht werden. Und die dann in Panik
den Menschen angreifen. Wer gibt einem die Sicherheit, dass dies alles nicht
passieren wird??? Die CIPRA??? Oder die Wolfbefürworter??? Meine Empfehlung an
die Wolfsfreunde: Lest einmal alte Chroniken, nicht nur aus den Alpen, sondern
aus ganz Europa. Die Berichte über die Schäden - auch an Menschen - der Wölfe
und die Freude über den Abschuss des jeweils letzten Wolfes sind sicherlich
nicht übertrieben. Jagdkonkurrenten der einfachen Bevölkerung waren diese Tiere
sowieso nicht, denn der normale Mensch durfte eh nicht jagen. Eher hatte er Angst
um Leib und Leben für sich und seine Kinder.
Dazu ist es erst ein paar Jahre her, dass im Internet ein
Video kursierte, in dem ein Wolfsrudel ein paar Polizisten (!) in einem Dorf in
Russland jagte! Ebenso erinnere ich mich, dass mir ein südtiroler Bergbauer
sagte, dass er in der Vergangenheit seinen Sohn im Sommer bei den Schafen auf
der Weide ließ. Seit ein Bär durch die Gegend streift traut er sich das nicht
mehr. Persönlich erinnere ich mich an herrliche Kindertage, als man im Wald ohne
elterliche Aufsicht spielte. Wer traut sich noch, seine Kinder allein in den
Wald zu schicken, wenn Wolf und Bär unterwegs sind?
Irgendwelche Entschädigungen für geschädigte Bauern können
kein Argument für die „Zulassung“ der Großraubtiere sein. Ersten wird damit nur
der Sachschaden ersetzt (hoffentlich zur Gänze!), Arbeit und Ärger der
Tierhalter sicherlich nicht. Sollen die die Last der Ideen der Wildromantiker
tragen? An die Angst der Schafe etc. wenn sich ein Wolf nähert denkt auch
keiner der Gutmenschen. Sind die Schafe etwa keine Lebewesen, auf die Rücksicht
genommen werden muss? Ist Tierliebe selektiv?
Insofern, meine Meinung: Großraubtiere gehören nicht in
unsere Alpen! Dazu sind sie trotz aller Einsamkeit, die man hie und da noch
findet, zu dicht besiedelt. Meinungen von Regierungen oder gar
Interessengemeinschaften wie Umweltorganisationen kann ich da nicht gelten
lassen - der Wunsch und Wille etlicher Naturromantiker kann kein Grund dafür
sein, gefährliche Wildtiere, vor denen wir jetzt lange Jahre keine Angst zu
haben brauchten, wieder zuzulassen. Im Übrigen: Die Aussage, dass „eine
Minderheit“ das Thema dominieren würde und damit diese Minderheit zu diskriminieren
ist eine Frechheit. Wer ist denn die Minderheit? Bei einer Meinungsbefragung
unter der gesamten Bevölkerung wären m.E. die Befürworter von Wolf, Bär und
Luchs ganz gewaltig in der Minderheit, auch wenn sie derzeit die Klappe am
meisten aufreißen.
Dieter Buck
Foto: (c)Rudolpho-Duba-pixelio.de.jpg
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