Samstag, 28. Juni 2025

Kultur, Aussicht und Almen


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Im Banne des Kronplatzes

 

Skifahrern ist er gut bekannt: der Kronplatz, ein markanter Gipfel oberhalb von Olang im Pustertal mit Abfahrtsmöglichkeiten ohne Ende.

Wie schreibt der überaus kinderfreundliche Ort so einladend über sich selbst? „Wer Holzzaunromantik sucht, findet sie hier. Denn obwohl Olang der Pustertaler Hauptstadt Bruneck so nahe ist, zeigen sich die Häuser hübsch ländlich und die Gärten bunt bäuerlich." 

Und so passt Olang ganz wunderbar mit aufs Bild von weiß leuchtenden Dolomitengipfeln und tief dunklen Gebirgswäldern… Olang liegt im Herzen des Naturparks Fanes-Sennes-Prags und die Rieserferner und Sextener Dolomiten scheinen zum Greifen nah.“ Wir wollten uns den Berg, die Gegend und die Wandermöglichkeiten einmal näher ansehen und ausprobieren.

Skifahren, Aussicht und Kultur

Der sanft abfallende Kronplatz bietet sich mit fast baumlosen Hängen, über 120 Kilometern Pisten und 31 Aufstiegsanlagen natürlich für den Wintersport an. Aber auch im Sommer ist er ein Ziel ersten Ranges, bietet er doch eine 360-Grad-Rundumsicht und viele Attraktionen. 

Auf dem Gipfelplateau selbst ignoriert man halt die für den Wintersport nötigen Verbauungen und erfreut sich einfach an der Aussicht. Trotzdem lohnen der Berg und auch der Gipfel einen Besuch und auch eine Wanderung um ihn herum oder auch den Auf- oder Abstieg, ob jetzt mit der Bahn oder mit den Bergstiefeln. Geht man ein bisschen tiefer, stört die Skiinfrastruktur schon gar nicht mehr. 

Zudem der Kronplatz noch Kultureinrichtungen erster Güte aufzuweisen hat. Wir haben mit dem Skulpturenweg um den Berg und vor allem dem Besuch der beiden Museen einen mehr als ausgefüllten Tag verbracht. Sowohl das MMM Corones (Messner Mountain Museum Corones) von Reinhold Messner wie auch das Fotomuseum Lumen, das sich der alpinen Fotografie verschrieben hat, haben die Berge zum Thema.

Der Kronplatz: 360-Grad-rundum

Unsere Anfahrt erfolgte umweltgerecht und im Sinn sowohl von Olang wie auch des DAV mit dem Citybus. In elf Minuten brachte uns dann die Bahn nach oben auf 2275 Metern Höhe. Um das das weite, baumlose Gipfelplateau stehen die bekanntesten Dolomitengipfel Spalier: Man sieht wie zum Greifen nah die Lienzer und die Pragser Dolomiten bis zu Fanes, Sella, Geislerspitzen und Peitlerkofel. Auch Rieserferner, Zillertaler, Stubaier und Ötztaler Alpen sowie der Ortler als höchster Gipfel Südtirols rücken in Sichtweite. 

Mit den Naturparks Fanes-Sennes-Prags, Drei Zinnen, Puez-Geisler und Rieserferner-Ahrn umgeben vier geschützte Gebiete den Kronplatz. Man könnte eigentlich nur stehen bleiben und „fernsehen“. Interessant auch zu wissen: Ein Drittel des 49 Quadratkilomer großen Olanger Gemeindegebietes liegt im Naturpark Fanes-Sennes-Prags und damit unter Schutz des Dolomiten UNESCO Welterbes

 

Oben blieb der befürchtete Sommerschock aber zum Glück aus, die Be- oder Verbauung der Hänge hielt sich in Grenzen und was man auf dem Gipfelplateau bemängeln könnte, wird durch das, was geboten wird, mehr als ausgeglichen: Friedensglocke, Sebastiankapelle, Messner Museum, Foto Museum, Skulpturenweg – und Aussicht, Aussicht, Aussicht.

Wir gingen zuerst zur Friedensglocke Concordia 2000. Sie wurde als Symbol der Gemeinschaft und zugleich als Bindeglied zwischen den Kulturen, den Einheimischen und den Touristen, von den umliegenden Gemeinden aufgestellt. Die riesige Glocke ist mit den Worten „Donet Deus Popolis Pacem“ = „Gott gib den Völkern Frieden“ versehen und dem hl. Bernhard, dem Schutzpatron der Skifahrer und Bergsteiger, gewidmet. Danach orientierten wir uns grob am Skulpturenweg, der von Kunstwerk zu Kunstwerk führt. 

 
Zuerst lag aber schon das erste Museum im Blickfeld: das Messner Mountain Museum Corones. Es ist das letzte der sechs Museen der Bergsteigerlegende Reinhold Messner. Hier zeigt er die großen Wände – die Königsdisziplin des Alpinismus, den Alpinismus im Laufe der Zeiten und Bergsteiger-Persönlichkeiten. Gezeigt werden auch Bilder und Gegenstände, die Reinhold Messner in seinem Leben als Grenzgänger gesammelt hat. Aber schon das Gebäude allein ist spektakulär. 

 

Erbaut wurde es von dem Architekturbüro der weltbekannten Zaha Hadid, eine der talentiertesten und innovativsten Architektinnen der Gegenwart. Etwas Besonderes sind auch die riesigen Glasfenster. Sie richten sich auf die Marmolada im Süden, die Zillertaler Alpen im Norden und den Ortler im Westen. Beim Eingang steht noch eine alte Biwakschachtel – wie die vorgesehenen neun Übernachtungs“gäste“ dort die Nächte verbracht haben, möchte man sich gar nicht vorstellen … 

Wir wanderten danach hinab zu einem Kreuz, das einen herrlichen Blick zu den Dolomiten, in Richtung Grödner und Gadertal bietet. Von ihm aus ging es relativ eben am Hang entlang. Wir passierten die Skulptur einer Dolasilla von Helmut Pizzinini – eine Art ladinische Amazone oder Kriegsheldin, etwas später eine Riesenschaukel und erreichten danach das Fotomuseum Lumen. Auch dieses ist eine Überraschung für den nicht vorbereiteten Bergwanderer. 

Es informiert anhand von Beispielen und Fotografenpersönlichkeiten über die Entwicklung der Bergfotografie. Man sieht historische Aufnahmen, moderne digitale Innovationen wie experimentelle und teilweise illusionistische Installationen, historische Fotoapparate, eine Wall of Fame und vieles mehr. 

 

Was man eigentlich in einem Fotomuseum nicht erwartet, sind moderne Farb- und Klanginstallationen bis hin zu einem Spiegelsaal, der einen fast an der Wirklichkeit zweifeln lässt. Wo, wenn nicht hier, ist es passender, an den Satz des Schriftstellers Emilie Zola (1840–1902) zu denken „Nach meiner Meinung kann man nicht behaupten, etwas gesehen zu haben, bevor man es fotografiert hat.“ Hier zeigt man die Ergebnisse. Großartig das Ganze! Für uns ging es danach wieder hinauf zum Gipfel und zur Talfahrt.
Almentour mit Aussicht

Morgens beim Aufstehen waren die Berggipfel noch von Wolken umwabert, sodass schon Bedenken aufkamen, ob man die geplante Aussicht dieses Tages überhaupt genießen konnte. Aber die Wirtin kannte ihr Wetter und beruhigte uns: Es wird natürlich besser, meinte sie. Unserem geplanten Ziel, der Angereralm mit ihrer herrlichen Aussicht, und vielleicht der Lanzwiesen Alm, die in ebenso aussichtsreicher Lage liegt, stand also nichts im Wege. 

Also fuhren wir wieder umweltgerecht mit dem Citybus zum Ausgangspunkt, wo es auch Parkplätze gibt. Links lag die beliebte Kinderwelt Mondo Bimbi. Zum Stichwort „Kinder“ – wir hatten Olang ja eigentlich wegen seiner Wandermöglichkeiten und dem interessanten Kronplatz als Ausgangsort gewählt –, aber bei näherem Hinsehen entpuppte sich der Ort auch als wahres Kinderparadies mit zahlreichen Möglichkeiten für den Nachwuchs. 

Bald eröffnete sich nach rechts ein Ausblick zu unserem gestrigen Ziel, dem Kronplatz. Danach konnten wir einen Blick auf eine alte Hammerschmiede und die Lipper Säge, eine historische Venezianersäge, werfen. Bei ihr dreht sich noch ein altes Mühlrad. Etwas später ging es steil, aber anfangs mit herrlichem Blick durch das Pustertal und später im schattigen Wald, hinauf. Fast in der Falllinie und mit einigen Verschnaufpausen erreichten wir die Angerer Alm. Hier erwartete uns wieder Idylle pur: Ein Blick über die Almwiesen und eine alte Hütte hinab ins Pustertal und zur dahinter liegenden Bergwelt.

 

Eigentlich war eine Runde über die Lanzwiesenalm geplant, aber angesichts der Hitze entschlossen wir uns zum Abstieg. Unten angelangt erwartete uns eine Überraschung: Ein märchenhafter Blick über die Wiesen nach Mitter- und Oberolang, ins Pustertal und den Bergen dahinter. Wir waren auf dem Panoramaweg gelandet, den wir auch bei der Tour über die Lanzwiesenalm genommen hätten. Er brachte uns zurück zum Ausgangspunkt.

 

ÖPNV in Olang

Olang befindet sich aktuell in der Phase der GSTC Zertifizierung. Der Globale Rat für nachhaltigen Tourismus (engl. Global Sustainable Tourism Council (GSTC)) ist eine gemeinnützige Organisation, die die grundlegenden Standards für eine nachhaltige Entwicklung im Reise- und Tourismussektor auf globaler Ebene für Branchenexperten und Regierungen festlegt und leitet. Fahrten zu den Ausgangspunkten von Wanderungen sind deshalb mit der Gästekarte kostenlos, dazu gibt eine eigene Internetseite Auskunft über die Verbindungen: https://www.olang.com/de/planen-buchen/mobilitaet-vor-ort/trekking-bus

 
 
Dieter Buck

Info:

Auskunft: www.olang.com

Youtube: https://www.youtube.com/@TVOlang/videos

Unterkunft:

www.almhotel-lenz.com

Museen

www.messner-mountain-museum.it/de/corones/museum/

www.lumenmuseum.it

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Dieter Buck

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