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Transhumanz:
Immaterielles Kulturerbe der Menschheit
Einsatz hat sich gelohnt
2011 wurde die Transhumanz in den Ötztaler Alpen auf die Nationale Liste der UNESCO in Österreich aufgenommen. Seither hat sich der österreichische Kulturverein Pro Vita Alpina mit dem Kulturverein Schnals, in Kooperation mit anderen Ländern und vor allem mit Hilfe der UNESCO Komission für immaterielles Kulturerbe bemüht, die Tradition der Wanderschäferei auf die Internationale Liste zu bringen. "Es hat geklappt! Wir hoffen, dass diese internationale Auszeichnung auch die direkt beteiligten Schafbauern, Schäfer und TreiberInnen motiviert, ihre uralte Tradition weiterzuführen", freut sich Florentine Prantl von Pro Vita Alpina.
Blaue Schürzen, lange Bergstöcke aus Holz, das typische „höörla leck leck leck“ und ganz viel weiße Wolle: Es ist jedes Jahr wieder ein Spektakel, wenn rund 5.000 bis 5.500 Schafe begleitet von den Treibern und Treiberinnen im Frühsommer vom Schnalstal in Südtirol ins hintere Ötztal getrieben und im Herbst wieder zurückgetrieben werden. Die Wanderungen sind nichts für Konditionsschwache. Drei Gipfel müssen die Treiberinnen und Treiber samt ihren Schafherden bewältigen: das Timmelsjoch (2494m), das Hochjoch (2885m) und das Niederjoch (3017m).
„Transhumanz“ oder „Wanderweidewirtschaft“ lauten die Fachbegriffe für diese Tradition. Darunter versteht man eine Form der Fernweidewirtschaft, bei der die Tiere über längere Zeit über verschiedene Weidegebiete getrieben werden. Dieses Schauspiel sorgt nicht nur für beeindruckende Bilder, durch die sachgerechte Beweidung leisten die Schäfer und Schäferinnen bis heute einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts.
Dazu sind im Frühjahr insgesamt 70 bis 80 meist junge Männer und Frauen aus dem Schnalstal und Vinschgau im Einsatz. Beim Übertrieb vom Timmelsjoch ins Passeiertal sind es vorwiegend Männer aus Obergurgl, die diese Tätigkeit ausüben. Sie leben jährlich drei Monate lang in alten Schäferhütten im Ötztal. Durch die Transhumanz haben sich über viele Generationen hinweg verwandtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen zwischen den Menschen dies- und jenseits des „Timmels“ entwickelt. "Das ist wirklich eine einzigartige Geschichte im Alpenbogen, diese gemeinsame grenzüberschreitende Weidewirtschaft. Dass es dieses Kulturerbe unserer Väter jetzt auf die internationale UNESCO-Liste geschafft hat, freut uns natürlich unheimlich", zeigt sich der Söldener Bürgermeister, Ernst Schöpf, stolz.
Transhumanz findet in vielen Ländern und Teilen der Erde statt, der Schaftrieb im Ötztal weist aber gleich mehrere Besonderheiten auf: Er gilt als einzige grenzüberschreitende Transhumanz in den Alpen und führt zudem noch über die Gletscher. Und das schon mindestens seit stolzen 6.000 Jahren, wie aus der ur- und frühgeschichtlichen Forschung herausgeht. Die Aufnahme in die internationale UNESCO-Liste könnte zeitlich kaum besser fallen. Immerhin feiert der Bund heuer zehn Jahre Immaterielles Kulturerbe in Österreich. Im Juli 2009 hat Österreich das entsprechende Übereinkommen unterzeichnet.
Die Bandbreite des lebendigen Kulturerbes in Österreich ist groß. Auch Tirol ist hier stark vertreten, der Bogen spannt sich vom Pflasterer Handwerk über die Rieselbewässerung im Tiroler Oberland bis hin zu Gesellschaftlichen Praktiken wie dem Kartenspiel Perlåggen oder dem Axamer Wampelerreiten. Insgesamt 117 Elemente sind mittlerweile auf dem nationalen Verzeichnis gelistet. Auf die Internationale Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit haben es bisher erst fünf geschafft: das Wissen im Umgang mit Lawinengefahr, die Handwerkstechnik des Blaudrucks, die Falknerei, der Imster Schemenlauf sowie die Hohe Schule und Klassische Reitkunst der Spanischen Hofreitschule. „Mit unseren Traditionen und Bräuchen haben wir in Tirol eine Vielfalt an alpinen Kulturschätzen. Die Transhumanz im Ötz- und Schnalstal ist ein gutes Beispiel dafür, welchen Mehrwert grenzüberschreitende Zusammenarbeit bringt“, sagt Florian Phleps, Geschäftsführer der Tirol Werbung.
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