Von Kraftorten, Meditationspfaden und heiligen Landschaften in
Oberbayern
Nicht
zu schnell loslaufen, den „eigenen Tritt“ finden, gleichmäßig atmen und dann
einfach immer weitergehen: Für viele Aktive nennt sich das schlichtweg Wandern
– der Klassiker unter den Freiluftsportarten.
Neben dem sportlichen Aspekt wohnt dem stetigen, langsamen Gehen durch
die freie Natur aber auch etwas Meditatives oder sogar Spirituelles inne – vor
allem, wenn der beschrittene Weg durch unberührte oberbayerische Landschaften
wie den Pfaffenwinkel, das Tölzer Land oder das Berchtesgadener Land führt.
Ihre Stille und Ursprünglichkeit lassen den Geist zur Ruhe kommen; Kraftorte
und heilige Stätten verströmen ihre mystische Energie und uralte Pilgerwege
ermuntern Sinnsucher, für eine gewisse Zeit alles Weltliche hinter sich zu
lassen.
Kraftorte und mystische Plätze: Tassilolinde, Benediktbeuern und
Untersberg
Wer
gerne zu Kraftorten und heiligen Stätten wandert, wird in Oberbayern vielfach
fündig: Die mächtige Tassilolinde in Wessobrunn, zum Beispiel, gilt
nicht nur aufgrund ihres hohen Alters als Kraftort. Der Sage nach hatte Herzog
Tassilo III vor rund 1200 Jahren am Fuße dieser Linde seine Vision von den drei
heiligen Quellen, die zur Gründung des Klosters führte. Erwandern lässt sich
die Tassilolinde zum Beispiel auf der 96 Kilometer langen Nordschleife des
Pilger-Wander-Wegs „Heilige Landschaft Pfaffenwinkel“, die unter dem Namen
„Sprudelnde Quellen“ den Hohen Peißenberg mit den Klöstern Wessobrunn, Andechs
und Polling verbindet. Dabei durchquert der Wanderer den magischen Paterzeller
Eibenwald ebenso wie die einzigartige Hardtlandschaft nördlich von Weilheim. www.pfaffen-winkel.de
Eine
besondere Bedeutung wird auch dem Untersberg im Berchtesgadener Land
zugeschrieben, den der Dalai Lama bei einem Besuch als das „Herzchakra Europas“
bezeichnet hat. In seinen Tiefen sollen Erzählungen nach die „Untersbergmandl“
in einer Art Spiegelwelt leben und ihre Schätze hüten. An unzähligen Plätzen
finden Wanderer am Untersberg Orte der inneren Einkehr, bei Heilquellen,
Kultplätzen und magischen Steinkreisen. Einer dieser besonderen Plätze ist die
drei Kilometer lange Almbachklamm mit der Irlmaier Madonna an der Heilquelle
und dem Baumheiligtum bei Hinterettenberg, die auf einer kurzen, aber sehr
lohnenswerten Tour erkundet werden kann. Startpunkt ist die historische
Kugelmühle aus dem Jahr 1683, von wo aus der Weg über einen Steg direkt hinein,
in die enge Schlucht führt. www.berchtesgadener-land.com
Gleich
mehrere Orte der Ruhe und inneren Einkehr finden sich in und um das Kloster
Benediktbeuern, das Besuchern mit der Erlebnisbroschüre „Alltagspausen“
einen praktischen Wegweiser zu meditativen Plätzen und Erlebnissen an die Hand
gibt. Zu den Kraftorten zählen zum Beispiel die Anbetungskapelle in der
Basilika – auch Ort der Stille genannt; die zwischen hohen Bäumen versteckte
Kapelle Mariabrunn oder der klösterliche Meditationsgarten. Angelegt wie das
berühmte Bodenlabyrinth der Kathedrale von Chartres führt ein Natursteinweg
seine Besucher, vorbei an vier Beet-Kreisen voller duftender, heilender und
symbolischer Kräuter, zum Brunnen in der Mitte des Gartens. Der Meditationspfad
„Im Ein-Klang mit der Natur“ führt Wanderer ins zauberhafte
Loisach-Kochelsee-Moos, wo leise klingende Holz- und Steininstallationen die
Sinne wachkitzeln und den Weg zum Einklang mit sich und der Schöpfung weisen. www.benediktbeuern.de
Ganz traditionell: Pilgern auf dem Münchner Jakobsweg
Als
bekanntester Pilgerweg der Welt hat der Jakobsweg eine mehr als 1000jährige
Tradition. Er umfasst eine Vielzahl von Routen, die alle zum Grab des Apostels
Jakobus im spanischen Santiago de Compostela führen – eine davon verläuft auch
durch Oberbayern: Der Münchner Jakobsweg, der in der Landeshauptstadt seinen
Anfang nimmt. Durch das idyllische Isartal, vorbei an heiligen Orten wie
Kloster Schäftlarn und Kloster Andechs, folgt der Weg der symbolischen
Jakobsmuschel in Richtung Süden. Unterwegs passieren die Pilger einzigartige
Landschaften wie den malerischen Ammersee, der seit jeher Künstlerfantasien
beflügelt, oder die wildromantische Ammerschlucht mit ihren rauschenden
Wasserläufen und eleganten Eisvögeln. Der Jakobsweg passiert dabei auch die prächtige
„Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies“ bei Wildsteig. www.deutsche-jakobswege.de/muenchner-jakobsweg.html
Pilgern in Begleitung: Geführte Wanderungen nach Altötting
Einer
der berühmtesten Marienwallfahrtsorte der Welt ist das oberbayerische Altötting
mit der Gnadenkapelle und der „Schwarzen Madonna“. Doch nicht nur der Stadt
selbst, auch der umliegenden Landschaft mit ihren vielen kleinen Kapellen und
Kirchen wohnt eine besondere Spiritualität inne, die Wanderern dabei hilft, in
sich hineinzuhorchen und zur Ruhe zu kommen. Wer möchte, kann die heiligen
Pfade Altöttings auch unter Anleitung beschreiten. Eine zertifizierte Pilgerbegleiterin
bringt den Interessierten zu bestimmten Terminen das Pilgern näher, wobei
Besinnung und der Weg zur inneren Mitte im Fokus stehen. Eine der Touren führt
über 17 abwechslungsreiche Kilometer von Burghausen nach Altötting, wobei die
Pilger am Ausgangsort nicht nur die längste Burganlage der Welt kennenlernen;
sie passieren auch heilige Stätten, wie die spätgotische Tuffsteinkirche St.
Nikolaus in Hohenwart und Naturschauplätze wie den alten Staatsforst. Endpunkt
der Wanderung ist der berühmte Kapellplatz in Altötting, wo ein Kapuzinerpater
der Gruppe den Pilgersegen gibt. www.altoetting.de
Fotos: © WEhn/TV Pfaffenwinkel, Tourismus
Inn-Salzach
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