Daniel Anker:
Matterhorn – Berg der Berge
Um Viertel vor 2 Uhr lag die Welt zu unseren Füssen,
und das Matterhorn war besiegt. Hurra! Nicht ein Fussstapfen unserer
italienischen Nebenbuhler war zu sehen.»
Edward Whymper: Scrambles amongst the Alp in the years 1860–69, London
1871.
Das Matterhorn ist
sicherlich, und dies nicht nur, weil es so auf dem buchcover steht, „der Berg
der Berge“. Es gibt sicherlich kaum einen Berg, dessen Silhouette derart
bekannt ist. Da kommen sicherlich nicht einmal Kilimandscharo oder Fujiyama mit,
beides Berge, die man sicher auch kennt.
Vor 150 Jahren standen sieben Männer zuoberst auf dem
umworbenen Matterhorn: die Briten Edward Whymper, Francis Douglas, Douglas
Robert Hadow und Charles Hudson sowie die Bergführer Michel-Auguste Croz aus
Chamonix, Peter Taugwalder Vater und Sohn aus Zermatt. Über den brüchigen
Hörnligrat waren sie von Zermatt aus aufgestiegen, stundenlang hoffend, dass
die Besteigung dieses gewaltigen Obelisken auf dem schweizerisch italienischen
Grenzkamm gelingen möge.
Buchstäblich das Nachsehen hatte an diesem besonderen 14.
Juli der Italiener Jean-Antoine Carrel, einst Führer und Seilgefährte von
Whymper: Er sah seinen Rivalen auf dem Gipfel des Matterhorns (4478 m) stehen.
Aber drei Tage später erreichte auch er, zusammen mit Jean-Baptiste Bich, von
Breuil aus über den Liongrat den Cervino. Da war die Katastrophe schon
passiert, die den Berg schlagartig weltbekannt machte. Hadow, der seinen ersten
Bergsommer mit dem Matterhorn krönen wollte, rutschte beim Abstieg aus, fiel
auf Croz und verwandelte so den Triumph schlagartig in eine Tragödie. Zum Glück
aber war zwischen Taugwalder Vater und Douglas ein schwaches Seil eingebunden,
sonst wären wohl alle sieben Erstbesteiger des Matterhorns abgestürzt.
Nachmittags um drei Uhr: der folgenreichste Augenblick in
der Geschichte des Matterhorns – und des Alpinismus überhaupt. Der erste
Abstieg vom Matterhorn mit vier Toten sorgte für vielmehr Schlagzeilen als der
erste Aufstieg. Die Londoner «Times» stellte die Frage: «Ist Bergsteigen nicht
kriminell?». Den Hoteliers konnte die Frage nur recht sein, denn nun kamen die
Touristen, um diesen Schicksalsberg aus der Nähe zu sehen. Zermatt und Breuil
Cervinia wurden zu sehr bekannten Fremdenverkehrsorten der Schweiz bzw.
Italiens. Der Gipfel selbst wird heute während einer Sommersaison von 1000 bis
1500 Menschen erklommen. Zugleich erfuhr das Matterhorn eine weltweite
Vermarktung: Es ist zum Werbeträger für alles Mögliche und Unmögliche
aufgestiegen.
Dieses Buch zum Jubiläum
ist nicht nur hervorragend illustriert, mit aktuellen Fotos von Robert Bösch und
historischen Fotos und anderen Abbildungen, Daniel Anker hat es auch verstanden
seinen Text derart fesselnd zu schreiben, dass man das Buch am liebsten in
einem Zug verschlingen möchte.
Zum Autor:
Daniel Anker, geboren 1954, Historiker, freier
Journalist und Autor von Bergbüchern und alpinen Führern. Im AS Verlag hat er
von 1996 bis 2012 elf Bergmonografien herausgegeben; 2008 erschien «Eiger – die
vertikale Arena» in der vierten, aktualisierten und erweiterten Auflage. Er ist
zusammen mit Rainer Rettner Herausgeber des AS-Bildbandes «Corti-Drama. Tod und
Rettung am Eiger 1957-1961». Ausserdem ist Anker Verfasser mehrerer Skitouren-,
Wander- und Radführer für die Gebiete Berner Oberland, Freiburger- und
Waadtländer Alpen, Wallis, Tessin, Graubünden, Ost- und Zentralschweiz sowie
Genfer See, Côte d’Azur, Languedoc-Roussillon und Kalifornien. In den
Literaturwanderführern des Rotpunktverlages zum Tessin, Bernbiet, Graubünden
und Wallis schrieb er je ein Kapitel. Mitarbeit bei in- und ausländischen
Zeitungen und Zeitschriften, wie zum Beispiel den «Alpen» des Schweizer
Alpen-Clubs. Rezensent beim Schweizerischen Bibliotheksdienst. Daniel Anker
lebt mit seiner Familie in Bern.
Zum Fotograf:
Robert Bösch, geboren 1954 in Schlieren bei Zürich, wohnt
heute in Oberägeri, Zug. Seit seinem Diplomabschluss in Geografie an der
Universität Zürich und anschliessender Bergführerausbildung ist er als
freischaffender Berufsfotograf mit Spezialgebiet Outdoor- und Actionfotografie
tätig. Neben Aufträgen aus Industrie und Werbung arbeitet er für Magazine und
Zeitschriften (u.a. «Stern», «Geo», «National Goegraphic Adventure», «Spiegel»,
«Schweizer Illustrierte»).
Er ist Opinionleader
der Firma Nikon. Robert Bösch hat zahlreiche Bildbände veröffentlicht. Mit dem
Buch «Bergsteigen – Verlockung des Ungewissen» gewann er den Internationalen
Bergbuchpreis. Neben Outdoor- und Action-Themen hat er in den letzten Jahren
mehrere Fotobücher und Reportagen aus anderen Bereichen realisiert,
beispielsweise über Wasser- kraftwerke oder die St. Moritzer Pferderennen
«White Turf» sowie die im AS Verlag erschienenen Bildbände «Schweiz alpin»,
«Gotthardbahn» und «Glacier Express». Seine Bilder wurden in verschiedenen
Galerien, Museen und Ausstellungen gezeigt.
Als Bergsteiger und
Kletterer kennt er extreme Kletter- und Bergtouren in vielen Gebirgen der Welt.
Seine Reisen und Expeditionen führten ihn auf alle Kontinente, wo er an
bekannten und weniger bekannten Bergen unterwegs war. 2001 bestieg er für einen
Auftrag als Fotograf und Kameramann den Mount Everest. In den letzten Jahren
dokumentierte er viele Extremtouren von Ueli Steck.
Daniel Anker: Matterhorn – Berg der Berge. Mit
Fotos von Robert Bösch. 336 Seiten, 320 Abb. ein- und vierfarbig. 17 x 24 cm,
Hardcover mit Schutzumschlag. AS-Verlag, Zürich. ISBN 978-3-906055-30-5. €
54,90 /€ (A) 56,50 / CHF 59.90.
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Dieter Buck
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